
Ein außergewöhnliches Stück Geschichte kehrt nach über 100 Jahren ins Marstallmuseum im Schloss Nymphenburg zurück: ein Gartenwagen mit Tretantrieb. Dieses besondere Fahrzeug stammt aus dem Fuhrpark der Wittelsbacher und wurde ursprünglich um 1775 in London als Parkfahrzeug gebaut, von Kurfürst Karl Theodor erworben und ist nun wieder Teil der Sammlung. Diese historische Rikscha erinnert an die modernen Varianten von Rikschas und Lastenrädern, die heute in urbanen Gebieten anzutreffen sind. Laut sueddeutsche.de wurde der Wagen 1920 an das Deutsche Museum zur Ausstellung entliehen und hat dort viele Jahre gewartet.
Der Gartenwagen ist ein eindrucksvolles Beispiel für innovative Fortbewegungsmittel jener Zeit. Angetrieben wurde er nicht durch Pferde, sondern durch einen Lakaien, der in die Pedale bzw. Trethebel treten musste. Der Kurfürst konnte in einem leichten Sessel aus Peddigrohr Platz nehmen und mit einem Metallbügel selbst lenken. Dieses Konzept ist nicht zufällig, denn in der gleichen Zeit forschte Karl Drais an fortschrittlichen Fortbewegungsmitteln; er erfand die „Draisine“, einen Vorläufer des Fahrrads, was die technische Kreativität dieser Ära widerspiegelt.
Integration in die Sammlung
Der Tretwagen gehört zur Sammlung des historischen Marstalls, die von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut wird. Laut abendzeitung-muenchen.de ist die Rikscha so bedeutend, dass sie bis zu ihrer Rückkehr zusammen mit Prunkkutschen im Marstall der Residenz München aufbewahrt wurde. Besonders interessant ist, dass der Gartenwagen zusammen mit einem weiteren Gartenwagen im Marstallmuseum, dem Park-Phaeton, steht, der auch aus England stammt und ähnliche technische Details aufweist, jedoch ein anderes Antriebssystem verwendet.
Ab April 2025 wird das Fahrzeug im Marstallmuseum restauriert. Gäste der Ausstellung haben die Möglichkeit, den Restauratoren während ihrer Arbeit zuzusehen. Diese Maßnahme ist Teil einer bevorstehenden Neugestaltung des Schwanenturms im Museum, die das Thema „Park und Jagd“ beleuchtet. Schloss-nymphenburg.de hebt hervor, dass das Marstallmuseum eines der bedeutendsten Museen seiner Art weltweit ist, mit einer eindrucksvollen Sammlung, die über 40 Kutschen, Schlitten und Reitzubehör umfasst, das die Geschichte der fürstlichen Wagenbaukunst über 300 Jahre dokumentiert.
Die historische Bedeutung und die technischen Details des Gartenwagens sind nicht nur ein Blick zurück in die Geschichte der Mobilität, sondern auch ein Fenster in die Lebensweise des bayerischen Hofes im 18. Jahrhundert. Seine Rückkehr ins Marstallmuseum ist nicht nur eine Wiedervereinigung mit seiner Vergangenheit, sondern auch eine Gelegenheit für die Öffentlichkeit, die Entwicklung von Fortbewegungsmitteln im Laufe der Jahrhunderte zu erleben und zu verstehen.