
In München sorgt die „Alba Trattoria“ für Gesprächsstoff, nachdem Gäste vermehrt über die strenge Kleiderordnung des Restaurants klagen. Dieses italienische Restaurant, das sich in einer Villa aus den 1930er-Jahren in Bogenhausen befindet, legt großen Wert auf das Erscheinungsbild seiner Gäste. Die Betreiber betonen, dass es ihnen weniger um die Länge der Kleidung geht, sondern vielmehr um die Eleganz, die diese ausstrahlen soll.
Besucher berichten von unfreundlichem Service und das Gefühl, aufgrund ihrer Kleidung diskriminiert zu werden. Während kurze Röcke akzeptiert sind, sind kurze Hosen laut den Regeln nicht willkommen. Ein Google-Nutzer vergab eine negative Bewertung, weil ihm aufgrund der Kleiderordnung der Zutritt verwehrt wurde. Sogar ein Parkettleger wurde abgewiesen, weil er in seiner Arbeitskleidung erschienen war.
Als Edelitaliener bietet die „Alba Trattoria“ ihren Gästen die Möglichkeit, bei schönem Wetter im Kastaniengarten zu speisen. Sie versprechen ein „unvergessliches kulinarisches Erlebnis“ in einem eleganten Ambiente. Trotz mehrfacher Anfragen reagierte der Restaurantbetreiber nicht auf die Bitten um Stellungnahme zur Kleiderordnung und den Hinweisen an das Personal.
Die Debatte um Dresscodes
Die Diskussion über Dresscodes in Restaurants ist aktuell und wird durch den Trend, ausgehen und festliche Kleidung zu tragen, neu belebt. Laut einem Bericht von NZZ gibt es immer öfter Unsicherheiten bei Gästen und Wirten darüber, welche Kleidervorschriften akzeptabel sind, ohne Stammkunden und potenzielle Gäste zu verschrecken. In einem eleganten Restaurant in Südtirol beispielsweise waren Gäste in formeller Kleidung, obwohl kein spezifischer Dresscode in der Bestätigungs-E-Mail angegeben war.
Gastronomen vermeiden oft klare Bekleidungsregeln, um nicht den Kontakt zu weniger formal gekleideten Stammgästen zu verlieren. Dennoch müssen sie, falls sie Gästen den Zutritt verweigern, nachweisen können, dass solche Regeln eindeutig kommuniziert wurden. Diskriminierungsprobleme können zudem auftreten, wenn westliche Kleidungsvorschriften an Gäste aus verschiedenen Kulturkreisen durchgesetzt werden. So ist es in der Schweiz üblich, weniger strenge Dresscodes zu finden, während in London und den USA oft klare Vorgaben bestehen.
Dresscodes im Überblick
Dresscodes variieren stark, je nach Anlass und Ort. Die wichtigsten Kategorien beinhalten:
- Casual: Freizeitkleidung, keine Jogginghosen
- Business Casual: Leger, aber stilvoll für geschäftliche Anlässe
- Business Formal: Formeller Look, häufig in gehobenen Positionen
- Black Tie: Offizielle Abendanlässe mit Smokingfordernis
Diese Dresscodes sind relevant nicht nur für Restaurants, sondern auch in vielen beruflichen Kontexten. Ein Trend geht dahin, dass immer mehr Menschen eine freiere Interpretation der Kleiderordnung bevorzugen. Laut Karrierebibel dürfen immer mehr Mitarbeiter anziehen, was sie möchten, während nur 8,6 % formelle Kleidung tragen müssen.
Das Ankleiden beeinflusst nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern kann auch das Selbstbewusstsein und die Produktivität steigern. Studien belegen, dass bestimmte Outfits, die zu einer positiven Selbstwahrnehmung beitragen, auch das Verhalten in sozialen und beruflichen Situationen beeinflussen können. In diesem Sinne scheint der Dresscode in der „Alba Trattoria“ nicht nur eine Frage des Stils, sondern auch des ganzheitlichen Gästeerlebnisses zu sein.
Insgesamt wird deutlich, dass die Frage nach dem richtigen Outfit bei Restaurantbesuchen auch in Zukunft ein kontroverses Thema bleiben wird, besonders wenn es um die Balance zwischen Stil und Zugänglichkeit geht. Die „Alba Trattoria“ und ähnliche Einrichtungen stehen hierbei an der Schnittstelle zwischen Tradition und der Modernität, die immer mehr Flexibilität verlangt.