
Das Fendstüberl in München, einer der traditionsreichsten Treffpunkte der Stadt, hat nach über 70 Jahren geschlossen. Wirtin Renate Blumschein, die das Lokal 16 Jahre lang betrieben hat, gibt an, dass der Job zu anstrengend geworden ist. Mit ihren 76 Jahren sieht sie sich nicht mehr in der Lage, das Fendstüberl weiterzuführen. Der Abschied von dem beliebten Lokal fällt vielerorts schwer, da es seit seiner Eröffnung 1954 ein wichtiger Ort für Feiern, Fußballübertragungen und die Gemeinschaft war.
Die Kneipe befindet sich in der Fendstraße 4, in unmittelbarer Nähe zur Leopoldstraße, einem der belebtesten Stränge Münchens. Trotz der Schließung des Fendstüberls haben sich die Eigentümer des Hauses und die Brauerei dazu verpflichtet, den Kneipenbetrieb fortzuführen. Allerdings ist derzeit noch unklar, wer die Nachfolge antreten wird, da bisher kein geeigneter Nachfolger gefunden werden konnte.
Zukunft des Fendstüberls
Die Hausverwaltung plant, in den alten Räumen wieder eine kleine Kneipe einzurichten, wobei darauf geachtet werden soll, den besonderen Charme des Fendstüberls zu erhalten. Vor einer Wiedereröffnung sind jedoch umfassende Sanierungsarbeiten erforderlich. So werden unter anderem die alten Räumlichkeiten in einen Zustand gebracht, der für einen neuen Betreiber attraktiv ist. Die monatliche Pacht lag bisher bei 2400 Euro, was in den Schwabinger Verhältnissen als durchaus erschwinglich gilt.
Die ehemalige Wirtin Renate Blumschein hat die Kneipe in dem Wissen aufgegeben, dass Christa und Knut, die 14 Jahre lang im Fendstüberl bedienten, nicht bereit sind, die Nachfolge zu übernehmen. Dies hinterlässt eine Lücke im Kneipenbetrieb, denn das Durchschnittsalter der Stammgäste liegt über 60 Jahre, während dennoch eine zunehmende Anzahl jüngerer Gäste das Fendstüberl besucht hat.
Gentrifizierung und kulturelle Bedeutung
Das Fendstüberl spielte eine bedeutende Rolle im Widerstand gegen die Gentrifizierung im Münchner Stadtteil Schwabing. Diese beschreibt die Veränderung des Stadtteilcharakters durch den Zuzug wohlhabenderer Mieter und Eigentümer, die oft die ursprünglichen Bewohner verdrängen. In den letzten Jahren haben insbesondere Immobilienhaie begonnen, ehemals preisgünstige Stadtviertel zu kaufen und diese nach ihren Vorstellungen umzugestalten, was die soziale und kulturelle Vielfalt der Stadt bedroht.
Die Schließung des Fendstüberls legt die Fragilität und den Druck offen, dem lokale Kneipen und kulturelle Anlaufpunkte in München gegenüberstehen. Trotz der Herausforderungen, die mit dem Wandel des Stadtteils verbunden sind, bleibt die Hoffnung, dass das Fendstüberl oder ein Nachfolger einen Platz in der Gemeinschaft erhalten kann, der sowohl den älteren als auch den jüngeren Generationen gerecht wird. Die Beibehaltung solcher Orte ist entscheidend für die kulturelle Identität Münchens.
Die Schließung des Fendstüberls bringt nicht nur eine persönliche Veränderung für die Wirtin, sondern wirft auch grundlegende Fragen über den Fortbestand traditioneller Kneipen und das Wesen von Nachbarschaften in Zeiten wirtschaftlichen Wandels auf. Die Stadt steht aus dieser Perspektive vor der Herausforderung, ihre Wurzeln zu bewahren, während sie sich gleichzeitig weiterentwickelt.