
Der MedizinCampus Niederbayern (MCN) hat kürzlich seine erste Studierendenkohorte im Wintersemester 2024/2025 erfolgreich gestartet. Insgesamt 110 Erstsemester-Studierende, die überwiegend aus Bayern stammen, haben ihr erstes Semester erfolgreich abgeschlossen. Ziel des MCN ist es, die medizinische Versorgung in Niederbayern zu verbessern und insbesondere den Ärztemangel im ländlichen Raum zu bekämpfen. Dies berichtet Universität Regensburg.
Die theoretische Ausbildung findet in Regensburg statt, während die praktische Ausbildung in verschiedenen Kliniken in Niederbayern durchgeführt wird. Zu den Ausbildungsorten gehören das Bezirksklinikum Mainkofen sowie die Kliniken in Landshut, Passau, Deggendorf und Straubing. Besonders betont wird der „Klebeeffekt“, der sicherstellen soll, dass Absolventen nach ihrem Studium in der Region bleiben – eine Herausforderung, da die durchschnittliche Ausbildungszeit für Mediziner über ein Jahrzehnt dauert. Hochschulinvestitionen in Höhe von etwa 65 Millionen Euro sind für den Aufbau von Gebäuden und die Anmietung von Räumlichkeiten vorgesehen, wie BR berichtet.
Organisatorische Herausforderungen und zukünftige Perspektiven
Die Einführung von 110 neuen Studienplätzen brachte erhebliche organisatorische Herausforderungen mit sich. Neue Curricula und Kurspläne mussten implementiert werden, und weiteres Personal wurde verpflichtet. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt diese Initiativen aktiv. Laut Prof. Dr. Ernst Tamm und Prof.in Dr. Silke Härteis wurde das Feedback der Studierenden zur Integration und Betreuung an der Universität als durchweg positiv wahrgenommen. Die Studierenden zeigen sich zudem erfreut über die bevorstehende Vorklinik und klinische Inhalte des Studiums.
Die Entscheidung über die Standorte für die klinische Ausbildung soll im kommenden Wintersemester getroffen werden, wobei Deggendorf, Mainkofen, Landshut, Passau und Straubing favorisierter Standort sind. Insgesamt sollen 27 neue Professuren im Rahmen des MCN besetzt werden, darunter 20 klinische Professuren an den Ausbildungsstandorten. Sie sollen nicht nur die regionale Ausbildung stärken, sondern auch Themen wie Gesundheit im digitalen Zeitalter adressieren, insbesondere über das Zentrum für Digitale Medizinausbildung (ZeDiMA) in Passau.
Dringlichkeit der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum
Die medizinische und pflegerische Versorgung ist ein wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge, insbesondere in ländlichen Regionen, wo es häufig an Gesundheitsversorgungseinrichtungen mangelt. Die Bevölkerung in diesen Gebieten erwartet jedoch qualitativ hochwertige Gesundheitsdienstleistungen, unabhängig von ihrem Wohnort. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sind lange Anfahrtswege für Patienten in ländlichen Regionen oftmals die Folge der geringen Bevölkerungsdichte und unzureichender medizinischer Versorgungsangebote.
Besonders ältere Menschen sind von dieser Problematik betroffen, da sie eine höhere Krankheitslast und somit einen größeren Bedarf an medizinischer Versorgung haben. Innovative Versorgungsmodelle, wie beispielsweise Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten sowie telemedizinische Ansätze, sind notwendig, um die Gesundheitsversorgung in diesen Regionen zu verbessern. Die Erreichbarkeit von medizinischen Einrichtungen bleibt gleichzeitig ein zentraler Aspekt für die Gewährleistung der Grund- und Regelversorgung.
Die Schaffung des MedizinCampus Niederbayern könnte mit seinen neuen Studienplätzen und dem Fokus auf die regionale Versorgung ein vielversprechender Schritt zur Bekämpfung des Ärztemangels in der Region sein. Zwar bleibt die langfristige Wirkung auf die Ärzteversorgung ungewiss, doch die umfassenden Investitionen und strukturellen Veränderungen können zu einer nachhaltigen Verbesserung der Situation im ländlichen Raum beitragen.