
Die Luxusvilla des russischen Oligarchen Alisher Usmanow in Rottach-Egern steht zum Verkauf und könnte für 25 Millionen Euro den Besitzer wechseln. Die Immobilie, die eine beeindruckende Wohnfläche von 735 Quadratmetern umfasst, ist seit Februar 2022 leer. Usmanow hatte das Feriendomizil vier Tage nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verlassen müssen. Zuvor war er auf die EU-Sanktionsliste gesetzt worden, was seinen Aufenthalt und Besitz in der EU erheblich erschwert hat. Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt zudem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen ihn, was den Verkauf zusätzlich kompliziert gestaltet.
Die Villa wurde 2011 von der Off-Shore-Firma „Tegernsee (IOM) Limited“ für 7,8 Millionen Euro erworben und nach umfassenden Sanierungen deutlich aufgewertet. Zuletzt betrugen die Mietkosten für diese Luxusunterkunft 77.000 Euro pro Woche. Die exklusive Immobilie bietet vier Schlaf- und Badezimmer, ein Badehaus sowie einen beeindruckenden 20 Meter langen Pool. Der Insolvenzverwalter Ulrich Cramer ist dafür zuständig, die Gläubiger der fraglichen Off-Shore-Firma zu befriedigen und plant eine diskrete Vermarktung der Villa im Rahmen einer Secret-Sales-Strategie. Der Erlös wird auf ein spezielles Konto für das Insolvenzverfahren geleitet.
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Usmanows Immobilien am Tegernsee haben sich in den letzten Jahren aufgrund seiner Verbindung zum Ukraine-Krieg und der verhängten EU-Sanktionen stark verändert. Die deutschen Steuerbehörden und die Staatsanwaltschaft sind überzeugt davon, dass die besagten Immobilien tatsächlich Usmanow zuzurechnen sind. Der Landkreis Miesbach hat Schwierigkeiten, die Unternehmen hinter der Briefkastenfirma im Steuerparadies Isle of Man zu identifizieren, was die rechtlichen Auseinandersetzungen um die Villa kompliziert. Zudem gibt es Berichte über hohe offene Rechnungen bei Baufirmen für eine dritte Villa Usmanows am Tegernsee.
Der Verdacht der Steuerhinterziehung, gegen den Usmanow sich vehement zur Wehr setzt, führte jüngst zu umfangreichen Ermittlungen. Polizeitransporter und vermummte Beamte durchsuchten mehrere Objekte in verschiedenen Bundesländern, darunter Bayern und Hamburg. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München II laufen die Ermittlungen seit mehreren Monaten und umfassen auch Geldwäscheverdachtsmeldungen von Banken. Es werden mögliche Steuerforderungen im hohen Millionenbereich diskutiert, einschließlich Einkommens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern.
Öffentliche Reaktionen und Einflussnahme
Die Situation rund um die Luxusimmobilie und die rechtlichen Auseinandersetzungen mit Usmanow haben auch politische Wellen geschlagen. Thomas Tomaschek, Chef der Grünen im Tegernseer Tal, äußerte sich kritisch zum Umgang mit Oligarchen. Usmanow gilt als enger Vertrauter von Wladimir Putin, was seine geschäftlichen Aktivitäten und seinen Einfluss in Europa noch umstrittener macht. Auch wenn Usmanow sich selbst als Philanthrop und Menschenfreund betrachtet, wird sein Vermögen und dessen Herkunft zunehmend hinterfragt.
Die Komplexität der Situation rund um diese Immobilie spiegelt das größere Bild der aktuellen geopolitischen Landschaft wider, in der Sanktionen und rechtliche Schranken gegen oligarchische Strukturen zunehmend in den Fokus rücken. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Verkauf der Villa entwickeln wird und welche Konsequenzen dies für Usmanow und seine Geschäfte haben könnte.
Weitere Hintergründe zu diesen Themen können in den Berichten von Merkur, Süddeutsche Zeitung und BR nachgelesen werden.