
Am 8. April 2025 wird in Bayern ein umstrittenes Sprach-Screening für Vorschulkinder eingeführt. Dies soll dazu dienen, sprachliche Defizite von Kindern vor der Einschulung zu identifizieren und frühzeitig Fördermaßnahmen zu ergreifen. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) kritisiert jedoch die Umsetzung dieser Tests scharf. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bedauert die plötzliche und unüberlegte Einführung, die bereits zu Verwirrung und Unsicherheit bei Eltern und Erziehern geführt hat. In den letzten Jahren ist die Anzahl der angebotenen Vorkurs-Wochenstunden in Bayern gesunken, was die kritische Situation weiter verschärft.
Die sprachliche Bildung wird als entscheidend für die individuelle, kommunikative und soziale Entwicklung der Kinder erachtet. Dies wird nicht nur in der politischen Diskussion, sondern auch in der Forschung immer wieder betont. Programme wie das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ und verschiedene Forschungsinitiativen zeigen, wie wichtig frühkindliche sprachliche Förderung ist. Sinnvoller scheint es, Kinder durch Spracherwerb in multilingualen Umfeldern zu unterstützen, anstatt sie in Tests zu prüfen, die möglicherweise mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten.
Verpflichtende Sprachtests in der Kritik
CSU-Chef Markus Söder kündigte am 24. Juli 2023 an, dass alle Vorschulkinder in Bayern an einem Sprachtest teilnehmen müssen, um sicherzustellen, dass sie sprachlich gut auf den regulären Unterricht vorbereitet sind. Kinder, die Defizite aufweisen, sollen in einem verpflichtenden Vorschuljahr mit integriertem Deutsch-Vorkurs zusätzliche Unterstützung erhalten. Diese Maßnahme wird von viele Experten skeptisch betrachtet.
Das Screening wird im März 2025 erstmalig durchgeführt und betrifft Kinder im Alter von 4,5 bis 5 Jahren. Eltern wurden umgehend darüber informiert, dass sie verpflichtet sind, ihre Kinder zu einem Termin an der zuständigen Grundschule zu bringen, sofern keine Bestätigung über gute Sprachkenntnisse von einer staatlich geförderten Kita vorliegt. Ziel ist es, die Testverfahren so zu gestalten, dass sie wissenschaftlich fundiert und digitalisiert sind. Dennoch gibt es Bedenken hinsichtlich des Schwierigkeitsgrads der Tests. Kritiker warnen, dass Kinder eventuell ungerechtfertigt aussortiert werden könnten.
Konsequenzen und Herausforderungen
Ein zentrales Anliegen der Lehrervertreter ist der Rückgang qualifizierter Vorkurse in den Kitas. In den vergangenen Jahren wurde immer weniger Zeit für die sprachliche Förderung vorgesehen, während gleichzeitig der Bedarf an Unterstützung steigt. Der BLLV weist auch auf den Mangel an Fachkräften hin, die in der Lage sind, diese Tests und die erforderlichen Nachholprogramme durchzuführen.
Viele Experten betonen, dass die Sprachkompetenz durch echte Kommunikation und Erfahrungen entwickelt werden sollte, statt durch Tests in einem institutionalisierten Rahmen. Studien belegen, dass die frühe Förderung der sprachlichen Fähigkeiten, beispielsweise durch Interaktionen in bilingualen Kitas, entscheidend für die spätere Entwicklung der Kinder ist. Der Fokus sollte daher nicht nur auf den Tests liegen, sondern auf einem umfassenden Ansatz zur sprachlichen Bildung, der auch andere Fördermöglichkeiten einbezieht.
Das Thema Sprachbildung bleibt auch in der Gesellschaft ein heiß diskutiertes Feld, da es immer wieder neue Forschungsprojekte gibt, die unterschiedliche Aspekte der sprachlichen Förderung untersuchen. Die Initiative „Bildung durch Schrift und Sprache“ ist nur eines von vielen Programmen, die aufzeigen, wie wichtig es ist, frühzeitig auf die sprachlichen Bedürfnisse der Kinder einzugehen.
Insgesamt steht die Einführung der Sprachtests in Bayern unter einem kritischen Blickwinkel, da viele Aspekte, die für den Bildungserfolg der Kinder entscheidend sind, nicht ausreichend berücksichtigt werden. Stattdessen benötigen Kinder ein förderliches und integrierendes Umfeld, um ihre sprachlichen Fähigkeiten optimal entwickeln zu können.
Für detaillierte Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und der Forschung zur sprachlichen Bildung können folgende Links besucht werden: PNP, BR, Fachportal Pädagogik.