
Das traditionsreiche Weinfachgeschäft „Barrique“ am Zwickauer Hauptmarkt wird in wenigen Tagen seine Pforten schließen. Der Inhaber Jörg Heimbold, der im November im Alter von 64 Jahren verstorben ist, hinterlässt eine Lücke im lokalen Weinhandel. Laut der Tochter von Heimbold, Claudia Saupe, wird es keinen Nachfolger geben, der das Geschäft weiterführen könnte. Kunden loben die besonders gute Beratung im „Barrique“, die es in dieser Form nur selten in Zwickau gibt.
Die Schließung des Fachgeschäfts ist Teil eines größeren Trends, der den stationären Weinhandel betrifft. In den letzten Jahren hat er kontinuierlich Marktanteile verloren. Online-Handelsketten, Supermärkte und Discounter setzen dem traditionellen Weinfachhandel stark zu. Laut wein.plus kaufen mittlerweile 66% der deutschen Konsumenten Wein im Discounter oder Lebensmitteleinzelhandel. Nur 5% des Weinkaufs entfiel 2020 auf den klassischen Weinfachhandel.
Verändertes Kaufverhalten
Die Veränderungen im Kaufverhalten der deutschen Weinfreunde sind nicht zu übersehen. In den letzten zehn Jahren haben sich die Vorlieben deutlich gewandelt: Immer weniger Kunden kaufen Wein direkt beim Winzer ab Hof. Zudem zeigen Statistiken, dass der Online-Weinhandel seit der Corona-Pandemie stark angestiegen ist. Im Jahr 2020 entfielen bereits 9% der Weineinkäufe auf Online-Plattformen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben somit ihre Präferenzen erheblich geändert.
Während der stationäre Handel kämpft, hält der Direktvertrieb von Weinen in den Betrieben selbst oder deren Onlineshops weiterhin eine erhebliche Bedeutung. Laut deutscheweine.de wurden im Jahr 2023 etwa 24% der Weine direkt beim Winzer gekauft.
Marktentwicklungen und Herausforderungen
Der Markt insgesamt zeigt sich rückläufig, wobei einkommensschwache Haushalte häufiger auf Wein verzichten. Gleichzeitig gibt es bei finanzstärkeren Haushalten kaum Einschränkungen. Dies hat zur Folge, dass der Umsatzanteil für Wein und Sekt zwischen 2015 und 2019 von 43% auf 40,4% gefallen ist. Fachhändler müssen sich zunehmend spezialisieren und besondere Erlebnisse bieten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Nur so können sie dem Verdrängungswettbewerb durch Online-Händler standhalten.
Alkoholfreie Weine gewinnen zudem an Beliebtheit, was sich in einem Absatzwachstum von 27% im letzten Jahr niederschlug. Der Marktanteil alkoholfreier Weine liegt nun bei etwa 1% des gesamten Weinmarktes. Das bedeutet, dass Kunden, insbesondere jüngere, zunehmend alternative Angebote suchen.
Die Schließung des „Barrique“ in Zwickau ist ein weiteres Zeugnis für die Herausforderungen, vor denen der stationäre Weinhandel steht. Während die Nachfrage nach Wein nach wie vor besteht, müssen Fachhändler innovative Wege finden, um die Verbindung zu ihren Kunden aufrechtzuerhalten und sich in einem sich rasch verändernden Markt zu behaupten. Nur so wird es ihnen gelingen, auch in Zukunft einen Platz in der weinliebenden Gesellschaft zu behaupten.