
In Hamburg steht die Wirtschaft vor großen Herausforderungen. Während der Flugzeugbau in der Hansestadt boomt, stagnieren die Umschlagzahlen im Hafen, der größten Seehafen Deutschlands. Diese Dissonanz zwischen florierenden und schwächelnden Branchen beleuchtet die zunehmenden Probleme, die durch hohe Energiekosten, marode Verkehrswege, Bürokratie und einen Mangel an Fachkräften noch verstärkt werden. Handelskammer-Präses Norbert Aust, Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemmann und Philipp Murmann von UVNord fordern eindringlich Unterstützung für die betroffenen Unternehmen. Vor den bevorstehenden Wahlen am 23. Februar (Bundestag) und 2. März (Hamburgische Bürgerschaft) ist die Stimmung zwischen Wirtschaft und Politik angespannt.
Hamburgs Hafen hat seit über 15 Jahren mit stagnierenden Umschlagszahlen zu kämpfen. Im Vergleich dazu wachsen Konkurrenzhäfen wie Rotterdam unaufhörlich. Während die Hapag-Lloyd Milliardengewinne verzeichnet, leidet die Metallindustrie unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen. Die Arbeitslosenquote in Hamburg beträgt 8,4%, was die Stadt im Vergleich zu anderen Bundesländern auf den 13. Platz zurückwirft. Trotzdem bleibt das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner mit über 79.000 Euro im Jahr 2023 höher als in Bayern.
Wirtschaftspolitische Strategien im Fokus
Die großen Parteien in Hamburg verfolgen unterschiedliche Ansätze zur Innovationsförderung. Die SPD, die seit 2011 regiert, plant eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen, während die CDU eine Rückkehr in die Regierung anstrebt und mehr Wettbewerb im Hafen fordert. Dies schließt Vorschläge zur Stärkung der Wirtschaftsbehörde und zur Fokussierung auf Branchennetzwerke ein. Gleichzeitig betonen die Grünen Notwendigkeiten wie Klimaschutz und Bürokratieabbau.
Ein zentrales Anliegen der SPD ist die Erneuerung der Hafeninfrastruktur, die auch moderne Terminals und den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft beinhalten soll. Die CDU wiederum möchte automatisierte Terminals etablieren, um die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens zu erhöhen. Die SPD plant zudem Investitionen in den Schiffbau und in Hochschulen, während die Grünen eine „Innovationsmilliarde“ fordern, um Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken.
Nationale Hafenstrategie als Lösungsansatz
Um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Häfen zu stärken, hat die Bundesregierung am 20. März 2024 die Nationale Hafenstrategie verabschiedet. Diese wurde im Rahmen eines umfassenden Kooperationsprozesses mit Bundesministerien, Ländern, Verbänden und Gewerkschaften entwickelt. Bundesminister Dr. Volker Wissing hebt hervor, dass die Strategie auf fünf Handlungsfeldern basiert: Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, Entwicklung nachhaltiger Häfen, digitale Transformation, Ausbildung sowie der Ausbau und Erhalt der Infrastruktur.
Laut dem Deutschen Verkehrsforum (DVF) umfasst die Strategie nahezu 140 operative Maßnahmen. Diese reichen von der Verbesserung der Planungsverfahren bis hin zur stärkeren Berücksichtigung umweltfreundlicher Kraftstoffe. Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des ZDS, betont die Notwendigkeit einer praktischen Umsetzung dieser Maßnahmen und fordert eine entsprechende Kostenbeteiligung des Bundes an der Hafeninfrastruktur.
Die Herausforderungen für die Hafenwirtschaft sind aufgrund der Klima- und energiewirtschaftlichen Transformationsprozesse, der geopolitischen Lage, insbesondere dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, sowie der Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie und dem Brexit erheblich. Diese Faktoren erfordern mehr denn je eine klare Strategie, um die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen zu sichern und gleichzeitig die Bedürfnisse von Industrie und Handel zu erfüllen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen Entwicklungen und die politische Landschaft in Hamburg im Vorfeld der Wahlen entscheidend für die künftige wirtschaftliche Orientierung der Stadt sein werden. Die Notwendigkeit von Investitionen, Innovationsförderung und einer zukunftsfähigen Hafenstrategie wird von allen Seiten betont, um den Herausforderungen zu begegnen, die die Hamburger Wirtschaft derzeit belasten.