
Im frühen Mittelalter war die Umgebung des Freisinger Dombergs eine dünn besiedelte Region. Der Historiker Dr. Christian Later vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hielt kürzlich einen aufschlussreichen Vortrag über die Stadtwerdung Freisings, in dem interessante archäologische Aspekte beleuchtet wurden. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Rolle des Heiligen Korbinian gewidmet, der entgegen weit verbreiteter Annahmen nicht als Gründer der Stadt gilt und keinen wesentlichen Einfluss auf die frühe Stadtentwicklung hatte. Laut sueddeutsche.de lebten zur Zeit Korbinians, der vermutlich auf einer Villa publica am Weihenstephaner Berg wohnte, nicht mehr als 100 Menschen zu Füßen des Dombergs.
Der Domberg selbst war historisch bedeutend, da hier eine Burganlage der agilolfingischen Herzöge errichtet wurde, die später zur Herzogspfalz avancierte. 788 ging der Domberg in kirchlichen Besitz über, und bis ins 11. Jahrhundert blieb das Markt-, Münz- und Zollrecht, das Kaiser Otto II. 966 verlieh, weitgehend ungenutzt. Während im späten Hochmittelalter eine ländliche Ansiedlung unterhalb des Dombergs sich entwickelte, war die Bevölkerung größtenteils aus „Hörigen“ der Bischöfe zusammengesetzt, wie kreis-freising.de ergänzt.
Archäologische Funde und Stadtentwicklung
Die archäologischen Funde in Freising belegen eine kontinuierliche Besiedlung seit der Bronzezeit. Die Stadt selbst hat eine schriftlich belegte Geschichte von über 1300 Jahren. Ursprünglich als agilolfingische Herzogsburg gegründet, war Freising ab 739 einer der vier Bischofssitze in Altbayern. Die ländliche Bevölkerung begann sich erst im späten Hochmittelalter zu einer Bürgerstadt zu entwickeln, was eine wesentliche Wende in der Stadtgeschichte darstellt. Diese Entwicklungen beleuchtet Dr. Later in seinem Vortrag „Das unterirdische Freising – Archäologische Aspekte der Stadtwerdung vom frühen bis späten Mittelalter“, der Teil einer Vortragsreihe von Kreisarchäologie und dem Archäologischen Verein ist.
Die ersten Steinhäuser in Freising tauchten Mitte des 13. Jahrhunderts auf, wobei die Bebauung sich insbesondere um die Untere Hauptstraße konzentrierte. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt durch den Bau einer Stadtmauer geschützt, deren erste Bauarbeiten Mitte des 14. Jahrhunderts begannen. Diese Mauer war nicht durchgängig und verlief vom Veitstor im Westen bis zum Isartor, ergänzt durch einen Graben, der ursprünglich zur Auffangung von Regenwasser diente, jedoch im 16. Jahrhundert an Bedeutung verlor. Archäologische Funde aus dem Jahr 2024, die noch ausgewertet werden, könnten hierbei neue Erkenntnisse liefern.
Das historische Erbe Freisings
Freising, als „Geistliche Stadt“ bekannt, entwickelte sich unter dem Einfluss der Bischöfe zu einem Zentrum von Klöstern und einer Domschule. Die Säkularisation 1802 führte allerdings zum Verlust vieler kirchlicher Strukturen und Legten den Grundstein für einen Umbruch in der Stadtentwicklung. Im 19. Jahrhundert wurde Freising durch den Eisenbahnbau zur Mittelstadt mit wachsender Bevölkerung. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Stadt einen Aufschwung, wuchs auf fast 50.000 Einwohner und entwickelte sich zu einer modernen Universitätsstadt.
Besonders zu erwähnen ist die Rolle des Münchner Großflughafens, welcher 1992 eröffnet wurde und die Stadtentwicklung erheblich beeinflusste. Papst Benedikt XVI. besuchte 2006 Freising, was der Stadt zusätzliche Bekanntheit verschaffte. Aktuell finden in der Stadt zahlreiche Sanierungsprojekte statt, die nicht nur die Altstadt aufwerten, sondern auch das Bildungszentrum ausbauen sollen.