
Das jahrzehntelange Erbe der Brauerei Unertl aus Mühldorf am Inn, Bayern, ist nach fast 100 Jahren nun Geschichte. Am 31. Dezember 2024 stellte die traditionsreiche Brauerei offiziell ihren Betrieb ein. Dies markiert das Ende einer wechselvollen Geschichte, deren Wurzeln bis in die 1920er Jahre zurückreichen, als die erste Unertl-Brauerei gegründet wurde. Einem Rechtsstreit um Markenrechte zwischen den beiden Zweigen der Familie Unertl ist die Schließung geschuldet, der jahrelang die Aktivitäten der Brauerei belastete. Laut Ruhr24 wurde der Streit in diesem Jahr durch einen Vergleich beigelegt.
Bereits 2021 musste die Mühldorfer Brauerei aufgrund sinkender Nachfrage ihre Pforten schließen und ließ ihr Bier bei einer anderen Brauerei produzieren. Die Klage der Haager Brauerei Unertl, welche über die Markennutzung der Mühldorfer herrschte, wurde entschieden, indem das Gericht festlegte, dass der Name Unertl nicht mehr von der Mühldorfer Seite genutzt werden darf. Das Urteil führte zur endgültigen Einstellung des Betriebs in Mühldorf.
Übergang zu neuen Marken
In Zukunft wird das beliebte Mühldorfer Weißbier unter dem Namen „Wolfgangs Weißbier“ von der Brauerei Aldersbach im Landkreis Passau produziert. Die Produkte, die die Brauerei in Mühldorf vor der Schließung im Sortiment hatte, überleben in einem reduzierten Format. Drei Sorten bleiben erhalten: Das klassische Weißbier, ein leichtes Weißbier sowie ein Bio-Dinkel alkoholfreies Weißbier, alle nach den originalen Rezepten von Wolfgang Unertl gebraut. Alle anderen Unertl-Sorten werden vom Markt genommen und ihre Bierkästen tragen künftig das Design der Aldersbacher Brauerei. T-Online vermeldet, dass der Geschäftsführer der Mühldorfer Brauerei, Stefan Haunberger, die Qualität und den Geschmack des Bieres unverändert lassen will, wobei sogar eine zukünftige Sortimentserweiterung nicht ausgeschlossen ist.
Die Entscheidung ist bedauerlich für viele treue Kunden, die die traditionsreiche Brauerei und ihre Produkte geschätzt haben. Der Markenrechtsstreit selbst hatte 2021 begonnen, als beide Brauereien versuchten, die Marke Unertl beim Patent- und Markenamt anzumelden. Eine Vielzahl von rechtlichen Auseinandersetzungen führte schließlich zur Schließung des Unternehmens in Mühldorf, während die Haager Brauerei nach wie vor aktiv bleibt.
Geschichte der bayerischen Braukultur
Um die Bedeutung dieser Schließung besser zu verstehen, ist es wichtig, den historischen Kontext der bayerischen Braukultur zu beachten. Die Brauereien in Bayern entstanden aus der Brautätigkeit von Kirche, Adel und Bürgertum im Mittelalter. Bis 1800 gab es eine differenzierte Brauereistruktur, die durch Säkularisation und Mediatisierung stark verändert wurde. Innovationen des 19. Jahrhunderts führten zu einer boomenden Bierproduktion, die auch internationale Anerkennung fand. Vor dem Ersten Weltkrieg stellte jeder zehnte weltweit getrunkene Bier ein bayerisches Lagerbier dar. Gerade in den Jahren nach dem Krieg erlebte die bayerische Brauwirtschaft ein spürbares „Brauereisterben“, was die Relevanz von Traditionsbrauereien wie Unertl hervorhebt. Historisches Lexikon Bayerns) beschreibt, wie die Vielzahl an Brauereien ein wertvoller Teil des kulturellen Erbes Bayerns war und weiterhin bleibt.
Die Schließung der Brauerei Unertl aus Mühldorf am Inn ist somit nicht nur das Ende eines Betriebs, sondern auch ein bedeutender Verlust für die bayerische Braukultur und das gastronomische Erbe der Region.