
Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hat auf der Sportbusiness-Konferenz SpoBis in Hamburg eindringlich gefordert, dass die Bundesliga-Vereine mehr Engagement in der internationalen Vermarktung zeigen. Er kritisierte, dass vor zwei Jahren lediglich der FC Bayern München und Borussia Dortmund im Ausland aktiv waren. Diese unzureichende Präsenz möchte Dreesen ändern, indem er die Notwendigkeit betont, die Bundesliga auch außerhalb des Bildschirms sichtbar zu machen. Besonders lukrative Märkte, wie Asien und Nordamerika, sollten in den Fokus gerückt werden, denn die Einnahmen aus der Auslandsvermarktung von etwa 200 Millionen Euro stehen in starkem Gegensatz zu den über zwei Milliarden Euro, die die englische Premier League generiert.
Dreesen unterstrich die Notwendigkeit eines langen Weges zur Verbesserung der internationalen Vermarktung der Bundesliga. Vor zwei Jahren waren lediglich zwei deutsche Klubs in Übersee aktiv, im Gegensatz zu 13 Vereinen aus der Premier League. Dies zeigt nicht nur einen erheblichen Rückstand, sondern auch das Potenzial, das die deutsche Liga noch ausschöpfen könnte. Während Dreesen die DFL ansprach, machten die Ergebnisse der 2020 Global Sports & News Survey von Altman Solon deutlich, dass 88 Prozent der deutschen Sportfans Interesse an der Bundesliga haben, was eine solide Basis für zukünftige Aktivitäten bietet.
Eigenverantwortliche Vermarktung im Fokus
Im Kontext eines gescheiterten Investoren-Deals der DFL äußerte Dreesen den Plan, die Auslandsvermarktung des FC Bayern München in eigene Hände zu nehmen. Ziel dieser Strategie ist es, unabhängiger zu agieren und Einnahmen zu generieren. Anstoß dafür war das erfolgreiche Testen der direkten Vermarktung von Spielen über die Video-Pay-Plattform „FC Bayern TV Plus“, bei dem die Abonnentenzahl innerhalb eines Monats auf über 60.000 verdoppelt wurde. Dreesen beabsichtigt, diese Erfolge auszubauen und deutete an, dass Potenzial besteht, die Spiele des FC Bayern auf internationalen Märkten zu zeigen, wo die DFL keinen Vertrag hat.
Die Einforderung nach mehr Eigenverantwortlichkeit spiegelt Dreesens inständiges Anliegen wider, die deutsche Liga weltweit zu etablieren. Angesichts des gescheiterten Deals, der eine Finanzierung für eine eigene Streaming-Plattform vorsah, plant Dreesen, selbst in diese Technik zu investieren. Er ist sich bewusst, dass der Aufbau einer solchen Plattform kostspielig ist, hat jedoch die Absicht, diese Herausforderung zu meistern.
Marktkonzepte und internationales Interesse
Die Bundesliga zeigt gemäß der Studie von Altman Solon, dass sie international durchaus Zuschauer anzieht, besonders in Ländern wie Polen, Kolumbien und Chile. Hier gaben über 50 Prozent der Befragten an, Interesse an der deutschen Liga zu haben. Dreesens Ansätze, etwa durch die Bayern München Summer Tour 2019 in den USA oder den Deal mit dem U.S.-Streaminganbieter ESPN+, verdeutlichen, wie wichtig solche Initiativen für die Brauchbarkeit auf dem internationalen Markt sind.
Zudem sind die deutschen Sportfans im Vergleich zu anderen Ländern weniger an ausländischen Ligen interessiert, was die Bundesliga vor eine große Chance stellt, ihre Position auszubauen. Mit 36 Prozent Interesse an der englischen Premier League und lediglich 27 Prozent an La Liga zeigt sich, dass der heimische Fußball weiterhin bei den Fans einen hohen Stellenwert hat. Zu den US-Ligen zeigen deutsche Zuschauer hingegen nur geringes Interesse, was die Bundesliga in ihren Bemühungen um mehr Sichtbarkeit international stärken könnte.
Die Ansichten von Dreesen und die Ergebnisse der Studien reflektieren somit nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die immensen Möglichkeiten, die sich der Bundesliga bieten, wenn sie ihre internationalen Vermarktungsstrategien konsequent verfolgt.