
In einem Schutzgebiet bei Illertissen in Schwaben ereignete sich ein schwerwiegender Umweltschaden, als Baggerarbeiten zur Entfernung von Biberdämmen unzählige Bachmuscheln töteten. Diese Muschelart, die als vom Aussterben bedroht gilt, spielte eine entscheidende Rolle für die Wasserqualität und das ökologische Gleichgewicht des Gebiets. Das Landratsamt Neu-Ulm hatte zunächst keine Kenntnis von den umfangreichen Arbeiten, die über die ursprünglich genehmigten Maßnahmen hinausgingen, informiert, und dies wurde als bedenklich eingestuft. Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat bereits angekündigt, den Fall zu überprüfen, während Maßnahmen zur Schadensminimierung eingeleitet wurden, um lebende Muscheln zu suchen und zu bergen.
Berichte von pnp.de zeigen, dass die Bachmuschel als Indikator für die Gesundheit von Gewässern gilt. Ihre Tötung und die damit verbundene Zerstörung des kiesigen Bachsubstrats könnten katastrophale Folgen für die Bestände der Muscheln haben, deren Populationen in Bayern mittlerweile stark gefährdet sind.
Baggerarbeiten und ihre Folgen
Die problematischen Baggerarbeiten fanden im Rahmen einer ursprünglich als gering eingestuften Maßnahme statt. Laut Angaben des BR hätten diese Arbeiten eher zwei als die real durchgeführten, umfangreichen Eingriffe zur Entfernung jedes Biberdamms umfassen sollen. Dies führte dazu, dass frisch getötete Bachmuscheln im entnommenen Sohlsubstrat entdeckt wurden, was die Situation weiter verschärfte.
Nach einer Prüfung stellte ein Gutachter Anfang Februar fest, dass im kontrollierten Aushub drei tote Exemplare und Muschelreste entdeckt wurden. Die Behörde kündigte an, dass eine umfassende Prüfung und Bewertung des Schadens erfolgen wird, um die notwendigen Ausgleichs- und Sanierungsmaßnahmen einzuleiten.
Die Rolle der Bachmuscheln in der Natur
Die Bachmuschel (Unio crassus) hat hohe Anforderungen an ihre Lebensbedingungen und ist abhängig von naturnahen Fließgewässern mit guter Wasserqualität. Sie benötigt zudem bestimmte Fischarten zur Fortpflanzung, die ihre Larven in den Kiemen tragen. Die Muscheln sind nicht nur essenziell für den Wasserhaushalt, sondern auch für die Biodiversität des Ökosystems. In Bayern gibt es nur noch neun größere Vorkommen dieser Muschelart, hauptsächlich in Schwaben und dem Donaumoos in Oberbayern. Projekte wie „Bachmuschel in der Murn“ haben sich dem Erhalt und der Verjüngung der Bestände gewidmet, was nun durch die aktuellen Vorschäden gefährdet sein könnte, wie anl.bayern.de informiert.
Eine Schlüsselfunktion der Bachmuschel im Gewässer-Ökosystem ist, dass sie als Filtrierer das Wasser klärt und somit die Lebensräume für viele andere Arten sichert. Die eingetretenen Schäden durch die Baggerarbeiten könnten daher weitreichende und langfristige negative Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem nach sich ziehen.
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist die Hoffnung groß, dass trotz der massiven Schäden einige Bachmuscheln im Sediment überlebt haben. Ralf Schreiber vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz fordert eine rasche Reaktion seitens der zuständigen Fachleute, um weitere Schäden abzuwenden und gegebenenfalls sofortige Maßnahmen zur Wiederherstellung des Habitats einzuleiten.