
Am Sonntag, den 30. März 2025, erfolgt ein historischer Schritt in der europäischen Raumfahrt: Der erste kommerzielle Raketenstart von Kontinentaleuropa hebt von der norwegischen Insel Andøya ab. Die Rakete „Spectrum“ von Isar Aerospace startet um 12:47 Uhr unter idealen Wetterbedingungen, blauen Himmel und ruhigem Meer. Doch nach lediglich 30 Sekunden Flugzeit gerät die Rakete aus der Bahn, verliert ihren Schub und stürzt ab, gefolgt von einer Explosion.
Der Firmenchef von Isar Aerospace, Daniel Metzler, bleibt trotz des frühen Endes des Testflugs optimistisch und äußert: „Unser erster Testflug hat all unsere Erwartungen erfüllt.“ Das Hauptziel dieses Flugs war es, wertvolle Daten zu sammeln, um die zukünftige Entwicklung von Raketen zu verbessern. Mit der Fertigung von Spectrum 2 und 3 hat Isar Aerospace bereits begonnen, um die nächsten Schritte in der Entwicklung zu gehen.
Die Mission des Spectrum
Das Trägersystem „Spectrum“ wurde vollständig in-house entworfen und hergestellt, und es ist für kleine und mittlere Satelliten konzipiert. Es bietet eine Nutzlastkapazität von bis zu 1.000 kg für niedrige Erdumlaufbahnen (LEO) und 700 kg für sonnensynchrone Umlaufbahnen (SSO). Mit einem Durchmesser von 2 Metern und einer Höhe von 28 Metern ist der Spectrum-Rakete die erste ihrer Art, die auf diesem Kontinent gestartet ist. Der Ingenieuransatz basiert auf systemweiten Leistungsdaten, was hohe Flexibilität und einen datengetriebenen Ablauf garantiert.
Die Rakete nutzt ein Antriebssystem, das aus neun Triebwerken in der ersten Stufe und einem in der zweiten Stufe besteht, wobei flüssiger Sauerstoff und Propan als Treibstoffe Verwendung finden. Diese lassen sich effizient und kostengünstig einsetzen, um wettbewerbsfähige Preismodelle zu entwickeln. Mit Multi-Zündungen der zweiten Stufe werden flexible Zugänge zum Weltraum ermöglicht, was die Flexibilität des gesamten Systems erhöht.
Die Bedeutung von Microlaunchern in Europa
Microlauncher, wie sie von Isar Aerospace und anderen Unternehmen wie Rocket Factory Augsburg und HyImpulse entwickelt werden, sind entscheidend für die präzise Platzierung von Satelliten im Low Earth Orbit bei etwa 500 km Höhe. Diese Systeme, halb so groß wie die Ariane 6, stellen eine kostengünstige Lösung dar, um den steigenden Anforderungen des Marktes für weltraumgestützte Anwendungen gerecht zu werden. Anwendungsbereiche sind unter anderem die Vernetzung von Autos, die Verbesserung von Brandwarnsystemen, schnelles Internet sowie die besserer Bewirtschaftung von Feldern.
Laut einer Schätzung von Roland Berger und dem Bund Deutscher Industrie (BDI) wird der Markt für solche Anwendungen bis zum Jahr 2040 auf rund 1,25 Billionen Euro anwachsen. In diesem Kontext unterstützt die Europäische Weltraumorganisation (ESA) verschiedene Initiativen, um die europäische Raumfahrtindustrie zu stärken. Die ESA fördert Machbarkeitsstudien zur Entwicklung neuer Mikrolauncher-Dienste, die nicht auf öffentliche Finanzierung angewiesen sind, und arbeitet daran, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.
Mit dieser Entwicklung wird der Weg für innovative Lösungen im Bereich der Raumfahrt geebnet. Projekte wie die von PLD Space mit ihrem Miura-Launcher und weitere Ideen, die auf Workshops von ESA präsentiert werden, zeigen das Potenzial einer marktgerechten und tragfähigen Zukunft für europäische Raumfahrtdienstleistungen.