
In Bayern zeichnet sich ein klarer Trend ab: Der Bedarf an Pflegeplätzen und Fachkräften wächst rasant, während gleichzeitig ein akuter Personalmangel herrscht. Um diesem Dilemma entgegenzuwirken, hat die bayerische Staatsregierung Maßnahmen ergriffen, um innovative Projekte zur Attraktivität des Pflegeberufs zu fördern. Dies wird in einem aktuellen Bericht der PNP deutlich. Die Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hat dazu aufgerufen, bis zum 10. Juni Projektvorschläge einzureichen. Zwei ausgewählte Projekte erhalten in den kommenden drei Jahren insgesamt 4,5 Millionen Euro Unterstützung.
Im Zentrum dieser Initiativen stehen digitale Anwendungen und Künstliche Intelligenz (KI), die darauf abzielen, die Arbeitsbelastung von Pflegekräften zu verringern. Ziel ist es, die derzeitige Personalsituation zu entlasten und häufig notwendige Einspringen von Pflegekräften zu minimieren. Die Verwendung von Technologien zur Unterstützung der Pflege gilt als ein vielversprechender Ansatz zur Lösung des Pflegenotstands.
Digitale Lösungen in der Pflege
Die Bedeutung digitaler Pflegetechnologien nimmt in der Langzeitpflege stetig zu. Diese Technologien, die durch Vernetzung und Sensorik Prozesse verändern, erweitern auch ihr Anwendungsspektrum. Sie umfassen sowohl administrative Aufgaben als auch die körperliche Pflege. Laut PMC zeigen solche Technologien Potenzial zur Verbesserung der Pflegequalität und der Arbeitsbedingungen. Allerdings sind auch zahlreiche Hemmnisse zu beobachten. Diese beinhalten, dass Entwicklungen häufig technische Möglichkeiten voranstellen, ohne den konkreten Nutzen im Pflegealltag zu berücksichtigen.
Ein wichtiges Element für den Erfolg der Digitalisierung in der Pflege ist die Einbeziehung von Pflegekräften in den Entwicklungsprozess neuer Technologien. Dies wird als essenziell angesehen, um die tatsächlichen Probleme und Herausforderungen in der Praxis zu adressieren und relevante Evaluationen zu schaffen, die den Nutzen digitaler Anwendungen belegen.
Zukünftige Herausforderungen und Chancen
Die Prognosen für die Pflegebranche sind alarmierend: Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland könnte bis 2050 von etwa 5 Millionen auf 7,5 bis 8 Millionen anwachsen, was die Notwendigkeit von zusätzlich 600.000 Pflegekräften zur Folge hat. Diese Zahl zeigt deutlich, dass der Mangel an Fachkräften ein drängendes Thema bleibt. Im Jahr 2020 blieben beispielsweise 17.000 Stellen in der Altenpflege und 14.000 in der Gesundheits- und Krankenpflege unbesetzt.
Zudem ist die Einführung digitaler Technologien in stationären Einrichtungen häufig erfolgreicher als in ambulanten Diensten. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass 95 % der Pflegekräfte Erfahrungen mit neuen Technologien, insbesondere in der elektronischen Dokumentation, gemacht haben. Allerdings besteht eine Diskrepanz zwischen der Akzeptanz neuer Technologien und der damit verbundenen Effizienz. Es gibt wenig empirische Studien zur tatsächlichen Wirksamkeit digitaler Technologien in der Praxis.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bayerns Initiative eine wichtige Rolle spielen könnte, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten und die Herausforderungen des aktuellen Fachkräftemangels zu bewältigen. Der Fokus auf Digitalisierung und KI könnte nicht nur zur Entlastung der Pflegekräfte führen, sondern auch langfristig die Qualität der Pflege verbessern.