
In Bayern spitzt sich die Krise im Schienenverkehr zu. Die Bayerische Regiobahn (BRB) steht unter Druck, nachdem hohe Strafzahlungen und eine unsichere Zukunft bei Ausschreibungen für das Chiemgau-Inntal-Netz absehbar werden. Die BRB hat kürzlich Überlegungen angestellt, sich möglicherweise nicht mehr an Ausschreibungen zu beteiligen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Verträge mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft unzureichende Kompensationen vorsehen. Geschäftsführer Arnulf Schuchmann äußert Bedenken hinsichtlich steigender Kosten für Personal, Material und Energie. Dies wird durch jährliche Pönalen für Verspätungen und Zugausfälle verstärkt, die mehrere Millionen Euro betragen, und meist auf die Verantwortung von DB InfraGO zurückgeführt werden.
Der Wettbewerber Arverio teilt die Sorgen der BRB. Er kritisiert sowohl die hohe Anzahl an Baustellen als auch die unzureichenden Informationen von DB InfraGO, was die Betriebsqualität beeinträchtigt und sowohl Strafzahlungen als auch Umsatzeinbußen zur Folge hat. Das bayerische Verkehrsministerium zeigt sich jedoch gesprächsbereit und plant eine Reform der Strafzahlungssystematik, die mehr Eigenverschulden bei Verspätungen hervorheben soll. In anderen Bundesländern wurden bereits umfassende Vertragsanpassungen vorgenommen, was zeigt, dass die Problematik deutschlandweit nicht einzigartig ist.
Krisenstimmung in der Branche
Die BRB, die seit 2013 Züge in Richtung Rosenheim, Salzburg und Kufstein betreibt, sieht sich an einem Punkt, an dem Entscheidungen über künftige Teilnahme an Ausschreibungen dringend getroffen werden müssen. Der Wettbewerb im bayerischen Bahnverkehr ist stark zurückgegangen, weshalb bei der Ausschreibung des Chiemgau-Inntal-Netzes bisher kein Anbieter für den Betrieb ab 2029 gefunden werden konnte. Vor Jahren gab es eine Vielzahl von Interessenten, während sich die Situation nun stark stagnierend darstellt.
Die Mängel in der Baustellenplanung sind besonders besorgniserregend für Unternehmen wie die BRB, die unter den vertraglich festgelegten Bedingungen leiden. Die Forderung nach mehr Flexibilität in Verhandlungen mit dem Freistaat wird lauter, da die gegenwärtigen Erstattungssätze für Schienen-Ersatz-Verkehr (SEV) als unzureichend angesehen werden. Gleichzeitig liegt die Ausfallquote im Netz Oberland bei besorgniserregenden 1 zu 20, anstatt der ursprünglich geplanten 1 zu 300.
Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs
Die finanziellen Probleme von BRB sind Teil eines größeren Problems, das den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland betrifft. Die steigenden Kosten für Personal, Kraftstoffe und Infrastruktur haben zur Notwendigkeit von Fahrpreiserhöhungen geführt. Die Finanzierung des ÖPNV ist nicht nur in Bayern, sondern auch deutschlandweit komplex und undurchsichtig. Viele Verkehrsunternehmen sind finanziell angespannt und haben Schwierigkeiten, ihre Kosten zu decken.
Aktuelle Vorschläge zur Reform der Finanzierung in Deutschland umfassen neue Modelle, wie die Einführung einer Nahverkehrsabgabe oder einer Pkw-Maut zur Entlastung des ÖPNV. Diese Ansätze werden jedoch politisch heftig diskutiert. Inzwischen bleibt die bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter gefordert, schnell auf die herausfordernde Lage der BRB und ihrer Wettbewerber zu reagieren, um eine nachhaltige Mobilität im Freistaat zu sichern.
Insgesamt stehen die bayerischen Eisenbahnen vor einer nie dagewesenen Herausforderung, die nicht nur ihre wirtschaftliche Existenz bedroht, sondern auch die Daseinsvorsorge und Mobilität der Bevölkerung gefährdet.
Für weitere Informationen über die aktuellen Entwicklungen lesen Sie die Berichte von Merkur, OVB und Zukunft Mobilität.