
Die Baugenossenschaft Winnenden (BGW) steht seit ihrem Grundstückskauf im April 2017 in der Kritik. Die Genossenschaft erwarb ein Grundstück im Stadtteil Birkmannsweiler mit einer Größe von knapp 2900 Quadratmetern. Der Kaufpreis betrug 265 Euro pro Quadratmeter, einschließlich aller Nebenkosten. Geplant waren die Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern in den „Kreuzwiesen“. Doch der ursprünglich zügige Baubeginn hat sich als Illusion entpuppt. Nach Aussage von ZVW konnte im März 2025 noch kein Baubeginn verzeichnet werden, das Grundstück bleibt somit unbebaut.
Dieser Umstand wirft zahlreiche Fragen auf, besonders im Hinblick auf die steigenden Grundstückspreise in Deutschland. Laut einer Analyse von Aktuelle Grundstückspreise sind die Preise für Bauland in den letzten zehn Jahren um über 60% gestiegen. Der Preisindex für Bauland zeigt, dass er von 97,6 Punkten im Jahr 2008 auf 161,3 Punkte im Jahr 2018 kletterte. Diese drastischen Preisanstiege sind in städtischen Wachstumsräumen, wie beispielsweise Berlin, deutlich ausgeprägter.
Gründe für die Verzögerungen
Ein entscheidender Engpass für den Wohnungsneubau bleibt der Mangel an geeigneten Flächen und Baurecht. Dieser Mangel ist auch ein Grund, warum sich die Baugenossenschaft nicht um die Entwicklung ihres Grundstücks kümmert. Viele Investoren ziehen es vor, Grundstücke zu halten und sie letztlich mit einem höheren Gewinn weiterzuverkaufen, anstatt sie bebauen.
In Berlin beispielsweise wurden 2019 19.499 neue Wohnungen genehmigt, von denen jedoch nur 16.887 tatsächlich fertiggestellt wurden. Diese Verzögerungen sind auf die Spekulation mit Baugenehmigungen zurückzuführen, die besonders in teuren Metropolen und dem Mehrfamilienhausbau verbreitet ist. Hohe Bodenpreise tragen ebenfalls zu einer Erhöhung der Erstellungskosten von Wohnimmobilien bei.
Steigende Kosten und mögliche Lösungen
Die Grundstückskosten machen bereits bis zu 25% der Gesamtkosten eines Bauprojekts aus, in besonders teuren Lagen sind es sogar bis zu 33%. Hohe Grundstückspreise führen zu Anfangsmieten von 16 bis 18 Euro pro Quadratmeter, im Vergleich zu den durchschnittlichen Preisen von 10 bis 12 Euro. Um dem entgegenzuwirken, soll ab 2025 die neue Grundsteuer C eingeführt werden. Diese ermöglicht einen höheren Hebesatz bei unbebauten Grundstücken, um Eigentümer zum Bauen zu bewegen.
Die Einführung dieses Regelwerks könnte dazu beitragen, Spekulationen zu vermindern und den Wohnungsbau in Regionen wie Winnenden zu beschleunigen. Ob die Baugenossenschaft Winnenden von solchen Maßnahmen profitieren wird, bleibt abzuwarten. Die Dringlichkeit des Wohnraummangels wächst jedoch sowohl regional als auch national.