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Bäcker Jens kämpft gegen hohe Preise: Atomkraft und Mindestpreise gefordert!

Bäckermeister Jens Mühlau in Rostock kämpft gegen steigende Rohstoff- und Energiekosten. Trotz gesundheitlicher Rückschläge bleibt er optimistisch für die Zukunft seiner traditionellen Bäckerei.

In der Rostocker Stadtmitte, genauer gesagt in der Grubenstraße nahe dem Stadthafen, hat Jens Mühlau, Inhaber der Grubenbäckerei, trotz widriger Umstände seinen Betrieb aufrechterhalten. Am Dienstagabend, um 23 Uhr, war es regennass und kalt – ein typisches Wetter für die Region. Mühlau führt die 126 Jahre alte Bäckerei, die seit 1899 in Familienbesitz ist, mit Leidenschaft und einen alten Steinplattenofen, in dem stillgelegtes Handwerk am Leben gehalten wird. Zu seinen Spezialitäten zählen Berliner, Kürbiskernbrötchen, Quarktaschen, Vollkornbrote und Walnuss-Rote-Bete-Brote, die in der Region bekannt sind.

Mit einem Jahresumsatz von rund 500.000 Euro vor Steuern, kämpft Mühlau jedoch gegen steigende Rohstoffpreise, die sich in den letzten Monaten um über 70 Prozent erhöht haben. Seine monatlichen Kosten für Zutaten belaufen sich auf etwa 12.000 Euro, während die Energiekosten, insbesondere die Gasabschläge, von zuvor 1.200 Euro auf nun 1.500 Euro gestiegen sind. Die Situation wird zusätzlich durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, erhöhte Mindestlöhne sowie generelle wirtschaftliche Unsicherheiten erschwert. Trotz gesundheitlicher Herausforderungen, darunter zwei Herzinfarkte, sieht Mühlau keine Möglichkeit, aus dem Geschäft auszutreten oder kürzertreten.

Die Lage der Bäcker in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Situation für viele Bäcker nicht besser. Seit 2010 hat jeder vierte Bäcker geschlossen, was die Anzahl der Bäckereien auf derzeit 177 reduziert hat. Matthias Grenzer, der Landesinnungsmeister des Bäcker- und Konditorenhandwerks, hat einen Vorschlag zur Diskussion gebracht: einen staatlich verordneten Mindestpreis für Backwaren. Der Vorschlag sieht vor, dass ein Brötchen mindestens 25 Cent kosten soll und ein Brotlaib nicht unter drei Euro verkauft werden darf. Insbesondere die Discounterpreise seien ein zentrales Problem für kleine Bäckereien, bei denen Brötchen bereits für 15 Cent bei Aldi und anderen Discountern erhältlich sind.

Die großen Backfabriken, welche durch staatliche Förderungen profitieren, setzen den kleinen Bäckereien stark zu. Kritiker warnen jedoch, dass Mindestpreise wettbewerbsrechtlich bedenklich sein könnten. Susanne Soretz, Professorin für Volkswirtschaftslehre, äußert sich skeptisch zu den Auswirkungen solcher Maßnahmen und plädiert für ein Augenmerk auf die Qualität statt auf Mindestpreise. Ein Chef einer großen norddeutschen Filialbäckerei sieht hingegen Chancen in neuen Ideen und der Qualität der Produkte.

Ausblick und Herausforderungen

Für Jens Mühlau bleibt die Zukunft trotz aller Widrigkeiten optimistisch. Er glaubt an eine Erholung seines Geschäfts und ist insgesamt zufrieden mit seinem Leben. Dennoch zeigt er sich unzufrieden mit der aktuellen politischen Lage, in der er niedrigere Gaspreise und eine Wiederaufnahme der Atomkraft fordert, um die Energiekosten zu senken. Auch die Erfahrung mit ausländischen Fachkräften enttäuscht ihn, da viele nicht bleiben oder nicht arbeiten wollen.

Der Druck auf die Bäckerbranche bleibt hoch und die Herausforderungen vielfältig. Die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen ist sowohl für Mühlau als auch für die Branche insgesamt von entscheidender Bedeutung. Nur so kann die traditionsreiche Kultur des Bäckerhandwerks in Deutschland weiter bestehen bleiben.

Weitere Informationen zur Thematik finden Sie unter den folgenden Links: Focus, Ostsee-Zeitung, De Gruyter.

Referenz 1
www.focus.de
Referenz 2
www.ostsee-zeitung.de
Referenz 3
www.degruyter.com
Quellen gesamt
Web: 9Social: 155Foren: 70