
Im Wolfhager Land herrscht Unmut unter den Bürgern, nachdem zahlreiche Hauseigentümer neue Grundsteuerbescheide erhalten haben, die teils drastische Erhöhungen aufweisen. Besonders betroffen sind Besitzer älterer Immobilien, da die recent reformierten Messbeträge erheblich angehoben wurden. Ein Beispiel ist René Spiesecke aus Gasterfeld, dessen Grundsteuer von 60 Euro auf 600 Euro jährlich für sein 200 Jahre altes Haus gestiegen ist. Trotz eines Widerspruchs beim Finanzamt wartet er auf eine Antwort und kritisiert die mangelnde Berücksichtigung des Alters und Zustands seines Anwesens in der Bewertung.
Ein weiterer Anwohner, Klaus Meier, muss für seine Scheune nun fast 800 Euro zahlen, im Vergleich zu früheren 70 Euro. Antje Hörl aus Bad Emstal sieht sich mit einer jährlichen Belastung von fast 1000 Euro konfrontiert und hat ebenfalls Widerspruch eingelegt, da sie die hohe Steuer und die fehlende Differenzierung in der Berechnung als problematisch empfindet. Werner Krüger aus Zierenberg hat eine Steigerung seiner Grundsteuer von 210 Euro auf 1628,16 Euro erlebt und beklagt die Ungleichheit in der Besteuerung zwischen Privatpersonen und Investoren. Laut dem Hessischen Städte- und Gemeindebund (HSGB) sind die Erhöhungen hauptsächlich auf gestiegene Messbeträge zurückzuführen und weniger auf die Anpassung der Hebesätze in den Gemeinden, außer in Wolfhagen und Bad Emstal, wo diese Anstellungen nicht erfolgten.HNA berichtete darüber.
Reformen und deren Auswirkungen
Die Reform der Grundsteuer, die aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts notwendig war, stellte die alte, verfassungswidrige Regelung in Frage. Diese hatte seit 1964 keine Aktualisierungen erfahren und ignorierte die Wertentwicklung von Immobilien. Anstelle dieses chaotischen Systems implementierte Baden-Württemberg ein neues, einfacheres Modell, das die Größe und die Lage von Grundstücken stärker berücksichtigt. Es spiegelt die Bodenrichtwerte wider, sodass attraktivere Lagen höhere Werte haben.Baden-Württemberg hat hierzu ausführliche Informationen veröffentlicht.
Die neue Regelung wird von Experten als potenziell problematisch angesehen, da sie zu ungenauen Grundstückswerten führen könnte, was von Rik Steinheuer vom Bund der Steuerzahler NRW als verfassungswidrig kritisiert wird. Steinheuer äußerte auch, dass einige Gemeinden, die erst 2023 und 2024 ihre Hebesätze erhöht hatten, in diesem Jahr Zurückhaltung üben, möglicherweise aber 2026 Anpassungen vornehmen werden. In Hagen beispielsweise stieg der Hebesatz von 750 Prozent auf 1.139 Prozent, was auf die stark gestiegenen Immobilienwerte seit den 1960er-Jahren zurückzuführen ist. Dies zeigt, dass die Bürger ihre Bescheide genau prüfen und gegebenenfalls juristischen Rat einholen sollten, da es häufig zu Fehlern bei der Berechnung kommt.WDR berichtet über die aktuellen Entwicklungen.
Für Eigentümer, die an einer Überprüfung ihrer neuen Grundsteuer interessiert sind, besteht bis zum 30. Juni 2025 die Möglichkeit, ein Gutachten zur Korrektur des Bodenrichtwerts zu beantragen. Die kommunalen Einnahmen aus der Grundsteuer sollen trotz der Reformen auf etwa dem gleichen Niveau wie zuvor bleiben, und die Grundsteuer finanziert wichtige kommunale Infrastrukturen wie Kindergärten und Sporthallen. Darüber hinaus gibt es steuerliche Vergünstigungen für Selbstnutzer, um Wohnen nicht teurer zu machen.