
Der Deutsche Turner-Bund (DTB) sieht sich aktuell schweren Missbrauchsvorwürfen gegenüber. Vor allem die Turn-Zentren in Stuttgart und Mannheim stehen im Fokus der Ermittlungen. DTB-Präsident Alfons Hölzl hat kürzlich bestätigt, dass er nicht ausschließen kann, dass es weitere Missbrauchsfälle gibt. In einem Interview äußerte er sich besorgt über die öffentlich geäußerten Erfahrungen ehemaliger Turnerinnen sowie eines Turners, die auf autoritäre Trainingsmethoden, systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch sowie katastrophale Umstände hinweisen. Hölzl betonte, dass der DTB nicht betriebsblind sei und bereit ist, die Missstände zu untersuchen. Die tz berichtet, dass seit Ende Dezember zahlreiche Stellungnahmen angekündigt wurden.
Die aktuelle Diskussion wurde auch durch den Rücktritt von Meolie Jauch entfacht, die aufgrund mentaler Probleme ihre Entscheidung getroffen hat. Diese Entwicklungen werfen ein beunruhigendes Licht auf den Zustand des deutschen Turnens. So schilderte die ehemalige Spitzenturnerin Tabea Alt in einer Instagram-Mitteilung Missstände als „systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch“. Auch Michelle Timm, eine andere ehemalige Athletin der DTB-Frauenriege, berichtete über die „katastrophalen Umstände“ am Kunstturnforum in Stuttgart. Der DTB bestätigte, dass er konkrete Informationen über mögliches Fehlverhalten von Trainern am Bundesstützpunkt Stuttgart erhalten habe und kündigte an, externe Unterstützung für die Untersuchungen hinzuzuziehen. Die Süddeutsche Zeitung beschreibt, dass insbesondere die Vorfälle von Essstörungen, Straftraining, Schmerzmittel und Drohungen unter den Athleten an der Tagesordnung waren.
Ermittlungen und Konsequenzen
In Reaktion auf die Vorwürfe hat der DTB bereits mehrere Maßnahmen ergriffen. Hölzl kündigte personelle Konsequenzen an, falls Fehlverhalten nachgewiesen wird. Unterdessen wurden zwei Trainer am Kunst-Turn-Forum Stuttgart bis auf Weiteres freigestellt, und die Ex-Bundestrainerin Ulla Koch trat vorübergehend als Vizepräsidentin zurück. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen einen früheren Trainer des Stuttgarter Forums wegen Nötigung, und Durchsuchungen in mehreren Objekten, darunter die Geschäftsstelle des Schwäbischen Turnerbundes, wurden durchgeführt. Der DTB unterstützt die behördlichen Ermittlungen und hat Verständnis für die Durchsuchungen, um eine gründliche Aufklärung der Vorwürfe zu gewährleisten.Die tz informiert darüber.
Zur Klärung der Sachlage hat der DTB eine Kanzlei aus Frankfurt am Main beauftragt, die sich intensiv mit dem Fehlverhalten von Trainern sowie den strukturellen Fehlern im Leistungssport befassen soll. In diesem Zusammenhang wird ein unabhängiger Expertenrat eingesetzt, um systemische Probleme zu identifizieren und notwendige Reformen anzustoßen. Diese Initiative ist nicht nur notwendig, sondern verdeutlicht auch den Handlungsbedarf im deutschen Leistungssport.
Systemische Veränderungen notwendig
Die Vorwürfe werfen eine grundlegende Frage auf: Wie kann der Schutz von Athleten im Leistungssport verbessert werden? Die von der Hogrefe-Website aufgezeigten Maßnahmen zur Gewalt- und Missbrauchsprävention im Leistungssport betonen die Notwendigkeit, ein unterstützendes und förderndes Umfeld zu schaffen. Die Ausbildung von Trainern und das Einbeziehen von Eltern sind dabei zentrale Aspekte. Essenziell ist zudem, dass es die Beteiligten ermöglichen, mit Freude und Ausdauer ihren Sport auszuüben, ohne Angst vor Übergriffen oder Missbrauch.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die schwerwiegenden Vorwürfe, die derzeit gegen den Deutsche Turner-Bund im Raum stehen, nicht nur ein dringendes Signal für notwendige Veränderungen im Turnsport sind, sondern auch für das gesamte System des deutschen Leistungssports. Die kommenden Ermittlungen werden entscheidend sein, um Licht ins Dunkel zu bringen und sicherzustellen, dass Athlet*innen in einem geschützten Umfeld trainieren und agieren können.