
Die jüngsten Entwicklungen rund um Friedrich Merz und den „Spiegel“ werfen ein grelles Licht auf die Herausforderungen im Bereich der journalistischen Sorgfaltspflicht. Der „Spiegel“ hat nun die Publikation eines Fake-Leserbriefs zurückgezogen, der fälschlicherweise implizierte, dass Merz um 2005 als Honorarprofessor an der Hochschule St. Gallen tätig war. Diese unbegründeten Behauptungen hatten in der öffentlichen Debatte für Aufregung gesorgt. Laut einem Bericht von FAZ hätte der Leserbrief nicht veröffentlicht werden dürfen, da es keine Beweise für die geschilderten Vorkommnisse gibt.
Der Brief, verfasst von einem Rentner, behauptete, dass Merz nach Protesten von Studenten seine Lehrtätigkeit habe beenden müssen. Der Autor stützte seine Aussage auf einen vagen Hinweis seines Sohnes, der vor 20 Jahren in St. Gallen studierte und angab, dass ein Dozent namens Merz „miserable Vorlesungen“ gehalten habe. Der Rentner räumte ein, sich auf Künstliche Intelligenz (KI) zu verlassen, um seine Aussagen zu stützen, was sich als problematisch herausstellte. Persönlich berichtet, dass sowohl ChatGPT als auch die chinesische KI Deep Seek falsche Informationen geliefert haben.
Entdeckung der Fehlinformation
Internen Nachforschungen zufolge, die der „Spiegel“ nach der Veröffentlichung anstellte, fanden sich keinerlei Belege für Merz‘ angebliche Lehrtätigkeit in St. Gallen. Im Gegenteil, die Universität bestätigte, dass Merz keine Honorarprofessur hatte, sondern lediglich vereinzelt bei Veranstaltungen auftrat. Zudem bezieht sich die einzige Berichterstattung über Merz auf Artikel, die seine Teilnahme an Tagungen thematisierten. So berichtete das „St. Galler Tagblatt“ 2007 über die Teilnahme von Merz an einer Tagung und 2009 über seinen Vortrag zum Steuerstreit zwischen der EU und der Schweiz. Der Umstand, dass Merz nie eine reguläre Vorlesung hielt und sein Engagement stets begrenzt war, wurde von der Hochschule selbst klargestellt.
Es ist auch bekannt geworden, dass der Leserbriefschreiber bei telefonischen Nachfragen keine weiteren Beweise für seine Aussagen anführen konnte. Er war lediglich auf Erinnerungen an Gespräche mit seinem Sohn aus zweiter Hand angewiesen. Während der Sohn behauptete, von einem Dozenten Merz gehört zu haben, war er jedoch nie Teilnehmer eines solchen Kurses. Das Fehlen von Fakten und das Versäumnis, diese vor der Publikation zu überprüfen, führen den „Spiegel“ zu dem Schluss, dass hier die redaktionellen Abläufe optimiert werden müssen.
Öffentliche Reaktionen und politische Kontexte
Friedrich Merz reagierte auf die Veröffentlichung des falschen Leserbriefs und die anschließende Entschuldigung des „Spiegel“. Der politische Kontext bleibt dabei nicht unberührt. Im Wahlkampf sind unbewiesene Behauptungen und Falschdarstellungen zu einem relevanten Thema geworden. Es wird berichtet, dass Merz während dieser Zeit auch unbelegte Anschuldigungen gegen die Grünen verbreitet hat, was zu einer breiten öffentlichen Kritik führte. Volksverpetzer hebt hervor, dass gegen Merz, der mit einer Strategie der Empörung arbeitet, Bedenken laut werden, da er mit seinen falschen Darstellungen gezielt seine Anhängerschaft mobilisiert.
Die Grünen haben bereits auf Merz‘ falsche Behauptungen reagiert und vergleichen seine Unwahrheiten mit dem Vorgehen von Donald Trump. Für die Grünen ist es wichtig, dass Merz sich mit realen politischen Vorschlägen auseinandersetzt, anstatt sich auf verzerrte Darstellungen zu stützen. Dies könnte langfristig die politische Agenda und den Ton im Wahlkampf erheblich beeinflussen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Vorfall um den gefälschten Leserbrief nicht nur eine klare Warnung für die Medienlandschaft ist, sondern auch die Notwendigkeit für Integrität und Verantwortung in der politischen Kommunikation unterstreicht.