
Israels Sicherheitskabinett hat eine Waffenruhe mit der Hamas genehmigt, die nun auch der gesamten israelischen Regierung zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Diese Zustimmung wird zwar erwartet, doch insbesondere Teile der Regierung zeigen sich skeptisch. Der Finanzminister Bezalel Smotrich hat bereits Widerstand angekündigt, während der Polizeiminister Itamar Ben Gvir gedroht hat, die Regierung zu verlassen, sollte der Deal umgesetzt werden. Die erste Freilassung von Hamas-Geiseln könnte bereits am kommenden Sonntag stattfinden, was den Druck auf die Regierungsmitglieder weiter erhöht. Angehörige der Geiseln haben in Tel Aviv demonstriert und die Umsetzung des Abkommens gefordert.
Das Abkommen umfasst sowohl eine Waffenruhe im Gazastreifen als auch den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge. In Doha fanden Gespräche über die letzten Details des Agreements statt, während die US-Regierung unter Präsident Donald Trump auf eine schnelle Umsetzung drängt. Die Gesundheitsbehörden in Israel bereiten sich darauf vor, die freigelassenen Geiseln zu versorgen, die nach 468 Tagen in Gefangenschaft voraussichtlich in einem schlechten Gesundheitszustand sind. Auf der palästinensischen Seite wird die Freilassung von über 1.000 Gefangenen aus israelischen Gefängnissen vorbereitet.
Hintergrund der Konflikte
Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat sich über einen Zeitraum von fast 470 Tagen erheblich verschärft. Bereits am 7. Oktober 2023 drangen islamistische Kämpfer der Hamas vom Gazastreifen nach Israel ein, was zu knapp 1.200 Mordfällen und der Entführung von mehr als 250 Menschen führte. In der Folge bombardierten die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) das palästinensische Gebiet und beschossen es mit Raketen. Schätzungen zufolge sind mehrere Zehntausend palästinensische Kämpfer und Zivilisten ums Leben gekommen, während Israel mehrereHundert gefallene Soldaten und Sicherheitskräfte zu beklagen hat. Die UN meldete, dass nahezu die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens vertrieben wurde.
Am 15. Januar 2025 verkündete Katar einen Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Diese Gespräche fanden unter der Vermittlung der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei statt. Geplant ist eine sechswöchige Waffenruhe, die am 19. Januar 2025 um 12:15 Uhr Ortszeit beginnen soll. In dieser ersten Phase soll die Hamas 33 Geiseln an Israel übergeben, während Israel im Gegenzug 30 palästinensische Gefangene für jedes zivile Opfer und 50 für jede gefangene Soldatin freilassen soll.
Erwartungen und Herausforderungen
Die genauen Gebiete, aus denen sich die israelische Armee zurückziehen wird, sind noch unklar, wobei jedoch erwartet wird, dass es sich um dicht besiedelte Regionen im Gazastreifen handelt. Der menschliche Kostenfaktor ist dabei enorm, und viele Bewohner Gazas hoffen auf ein Ende der Kämpfe. Die psychologischen und wirtschaftlichen Belastungen in der Region sind gewaltig.
Nach der ersten Phase der Waffenruhe sind weitere Verhandlungen über die Fortführung der Feuerpause sowie den Austausch von Geiseln und Gefangenen vorgesehen. Inzwischen zielen sowohl der US-Präsident Joe Biden als auch Donald Trump darauf ab, den Verhandlungserfolg für sich zu beanspruchen. Das israelische Kabinett muss dem Abkommen jedoch noch zustimmen, was die Situation zusätzlich kompliziert.
Wie es in der Region weitergeht, bleibt abzuwarten. Die Unsicherheiten über die weitere Kriegsführung in Gaza nach der ersten Phase der Waffenruhe sind derzeit eines der drängendsten Themen.