
Der Sayyida Zeinab-Schrein, ein historisch und religiös bedeutendes Heiligtum im Süden von Damaskus, wurde kürzlich von syrischen Sicherheitsbehörden vor einem geplanten Anschlag durch ISIL bewahrt. Laut Berichten von Al Jazeera hat die syrische General Intelligence Directorate mehrere Verdächtige festgenommen, die an dem Anschlag beteiligt waren. Unter den beschlagnahmten Gegenständen befanden sich unter anderem Smartphones, zwei Gewehre und drei Sprengvorrichtungen.
Der Sayyida Zeinab-Schrein ist ein wichtiges religiöses Zentrum für Schiiten, da er als Begräbnisstätte der Enkelin des Propheten Muhammad verehrt wird. Er steht in der Vergangenheit häufig im Fokus extremistischer Gruppen, insbesondere ISIL, und wurde bereits mehrfach Ziel von Angriffen. In einem besonders verheerenden Ereignis im Februar 2016, übernahm ISIL die Verantwortung für einen Doppel-Selbstmordanschlag, bei dem 134 Menschen ums Leben kamen. Solche Angriffe sind Ausdruck der brutalen Verfolgung von Schiiten durch sunnitische Extremisten in der Region.
Aktuelle Bedrohungslage
Die Sicherheitskräfte haben in der jüngsten Vergangenheit vermehrt Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung vor weiteren Angriffen zu schützen. Dies geschieht in einem Kontext, in dem schiitische Schreine wie der in Sayyida Zeinab immer wieder Ziel von Attacken sind. Ein Bombenanschlag, der im Jahr 2023 in der Nähe des Schreins stattfand, tötete mindestens sechs Menschen.
In Anbetracht der jüngsten politischen Umwälzungen in Syrien ist die Annahme, dass diese vereitelte Attacke auch die religiösen Minderheiten beruhigen könnte, von Bedeutung. Bashar al-Assad’s Regierung, in der Alawiten eine führende Rolle spielen, hat traditionell enge Beziehungen zum schiitischen Iran gepflegt und sich gegen sunnitische Extremisten formiert.
Politischer Kontext
Die Ereignisse finden vor dem Hintergrund des jüngsten Sturzes des Assad-Regimes statt, der fast 14 Jahre nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs und nach über 50 Jahren Herrschaft des Assad-Clans geschehen ist. Die islamistische Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) ist jetzt die de facto herrschende Kraft in Syrien und hat sich nach der Abspaltung von al-Qaida neu ausgerichtet. Laut Associated Press könnte die Ankündigung der vereitelten Attacke auch Teil einer Strategie sein, um das Vertrauen der religiösen Minderheiten zurückzugewinnen.
Zudem ist die Türkei mit ihrer Unterstützung für die Syrische Nationale Armee (SNA) aktiv, während die USA die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) im Norden des Landes unterstützen. Trotz dieser komplexen geopolitischen Dynamiken bleibt der IS in Zentral-Syrien weiterhin tätig und hat Gebietsgewinne erzielt, was die Sicherheitslage weiter verschärft.
Die Region ist durch religiöse und ethnische Spannungen geprägt. Sunniten stellen etwa 75% der syrischen Bevölkerung, während Schiiten und andere religiöse Gruppen wie Juden, Drusen und Jesiden in kleineren Zahlen vertreten sind. Die historische Narbe des Sykes-Picot-Abkommens, das die arabischen Provinzen nach dem Ersten Weltkrieg aufteilte, sowie der Einfluss des schiitischen Halbmondes, einer Achse der Schiiten, die sich durch den Iran, den Irak, den Libanon und Bahrain erstreckt, prägen weiterhin die politischen und kulturellen Realitäten in Syrien. Informationen zu diesen Zusammenhängen bietet auch Watson.