
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat heute den neuen syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa in Ankara empfangen, um wichtige Themen der Zusammenarbeit zu erörtern. Erdogan sicherte Al-Scharaa seine Unterstützung zu, insbesondere im Kontext der Bemühungen um Stabilität in Syrien. Bei dem Treffen wurden wesentliche Punkte wie die Rückkehr syrischer Migranten und die Aufhebung von Sanktionen gegen das Assad-Regime thematisiert. Erdogan äußerte die Überzeugung, dass die Rückkehr von Migranten beschleunigt werden kann, wenn Syrien stabiler wird. Die Gespräche fanden vor dem Hintergrund der beständigen Sicherheitsbedenken der Türkei bezüglich kurdischer Kämpfer im Nordosten Syriens statt.
In den Gesprächen zwischen Erdogan und Al-Scharaa spielte die Bedrohung durch kurdische Kampfeinheiten, die von der Türkei weitgehend als Terrorgruppen eingestuft werden, eine zentrale Rolle. Die türkische Regierung plant, sicherzustellen, dass die „Erweiterungen“ der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Syrien keinen Platz in der Zukunft des Landes haben. Erdogan betonte, dass chirurgische Angriffe gegen die PKK in Syrien fortgesetzt werden, um die territorialen Sicherheitsinteressen der Türkei zu wahren. Diesbezüglich zeigt sich die türkische Regierung proaktiv in ihrer militärischen Strategie, um die Kontrolle über Nordsyrien und die autonom agierenden Volksverteidigungseinheiten (YPG) zu stärken.
Kontext der Syrischen Krise
Die türkische Unterstützung für die Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) und andere anti-assadistische Gruppen zeigte sich bereits vor dem aktuellen Besuch Al-Scharaas. Diese Kräfte haben unter Erdogans Führung in der Vergangenheit die Kontrolle vieler Regionen in Syrien übernommen. Erdogan beschreibt den Dialog mit diesen Gruppen als ein Zeichen des Erfolges über Assad und sieht sich selbst als Unterstützer der syrischen Revolution. Gleichzeitig stellt er die Notwendigkeit fest, die Kontrolle über kurdische Gebiete zu erlangen.
Die anhaltenden militärischen Einsätze der Türkei in diesem Kontext sind nicht ohne Kritik. Zwischen dem 4. Oktober und dem 22. Dezember 2024 wurden bei den türkischen Angriffen 69 Zivilpersonen getötet. Kritiker warnen vor den möglichen humanitären Konsequenzen, die solche militärischen Operationen auf die kurdische Zivilbevölkerung haben können. Diese aggressive Strategie wird von Ankara als Sicherheitsmaßnahme gegen Dschihadisten und die PKK legitimiert. Die Türkei sieht sich durch die Unterstützung westlicher Länder, insbesondere der Äußerungen der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, in ihrer Position bestärkt.
Weitere Entwicklungen in der Region
Zusätzlich zu den Gesprächen über die kurdische Bedrohung wurden weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Landes diskutiert. Al-Scharaa hat Erdogan eingeladen, Syrien bald zu besuchen, was sowohl von symbolischem als auch praktischen Nutzen für die bilateralen Beziehungen sein könnte. Dieser Besuch könnte zeigen, wie ernsthaft die Türkei an der Stabilisierung der Region interessiert ist.
Die Situation in Syrien wird weiterhin von verschiedenen Faktoren beeinflusst, einschließlich der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, der militärischen Präsenz von Israel und der Hilfe für palästinensische Flüchtlinge, die im Gazastreifen dringend benötigt wird. Der Israelisch-Palästinensische Konflikt bleibt ebenfalls ein kompliziertes Thema, mit geplatzten Waffenstillstandsverhandlungen und dem ständigen Risiko einer erneuten Eskalation. Die Herausforderungen, vor denen die Türkei steht, sind nicht nur sicherheitspolitischer Natur, sondern auch ein Teil eines größeren geopolitischen Spiels, das von der Instabilität in der Region geprägt ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Türkei unter der Führung Erdogans entschlossen ist, sowohl ihre sicherheitspolitischen Interessen zu verteidigen als auch die kurdische Präsenz in Syrien zurückzudrängen. Das Engagement mit der syrischen Übergangsregierung könnte dabei als strategischer Schritt zur Stabilisierung ihrer südlichen Grenze betrachtet werden, während die Situation im Gazastreifen und die humanitären Fragen nicht aus dem Fokus geraten dürfen.