
Im Landkreis Ravensburg steht eine grundlegende Änderung in der Abfallwirtschaft bevor. Ab dem Jahr 2026 wird der Biomüll aus der Region nicht mehr nach Lustenau in Österreich transportiert. Diese Maßnahme resultiert aus einem neu abgeschlossenen Vertrag mit einem regionalen Verwerter, der die Übernahme und Verwertung des Biomülls übernehmen wird. Damit endet eine fast zehnjährige Praxis, die aufgrund von EU-Ausschreibungsregeln notwendig geworden war, wie ZVW berichtet.
In der Vergangenheit wurden jährlich etwa 10.000 Tonnen Biomüll aus dem Landkreis in die österreichische Stadt transportiert. Franz Baur, Kreiskämmerer, wies darauf hin, dass die europaweite Ausschreibung unerlässlich ist, um den juristischen Vorgaben zu entsprechen. Dies führte zu einem intensiven Austausch, bei dem auch Passanten in Ravensburg Ihr Unverständnis über den Müll-Tausch äußerten.
Neuer Vertrag tritt in Kraft
Der neue Vertrag, der am 1. Januar 2026 beginnt, hat eine Laufzeit bis mindestens Ende 2029, mit der Option auf automatischer Verlängerung um jeweils zwei Jahre. Der Zuschlag für die Müllverwertung ging an die AWB Amtzeller Werk für Biogas GmbH. Dies bedeutet das Ende des Mülltourismus, der in den letzten Jahren nicht nur für Diskussionen sorgte, sondern auch zu einem erheblichen CO₂-Ausstoß führte. Laut der ARD-Satiresendung „Extra 3“ sind es 800 LKW-Fahrten, die jährlich rund 55 Tonnen CO₂ verursachen.
Der bisherige Vertrag mit dem österreichischen Verwerter, der seit Anfang 2016 läuft, wird damit nicht verlängert. Aktuell wird weiterhin Müll nach Österreich transportiert, jedoch nicht ohne Herausforderungen. Vorarlberg plant zudem, ab 2024 jährlich 18.000 Tonnen Biomüll nach Amtzell zu transportieren, was aufgrund der Konsistenz des Mülls nicht durchführbar sein wird. Stattdessen wird der Vorarlberger Biomüll per Zug zu einem Verwerter in Niederösterreich transportiert.
Nachhaltige Abfallwirtschaft in der EU
Diese Entscheidungen sind Teil eines größeren Trends hin zu einer nachhaltigeren Abfallwirtschaft, die in der EU gefördert wird. Im Jahr 2022 wurden in der EU fast 2 Milliarden Tonnen Abfall behandelt, wobei mehr als die Hälfte verwertet wurde. Die Rückgewinnung von Materialien aus Abfällen zur Wiederverwertung spielt eine entscheidende Rolle im Rahmen der Abfallbewirtschaftung. So stieg die Menge der verwerteten Abfälle von 2004 bis 2022 um 40,6 Prozent und lag 2022 bei 61,4 Prozent des Gesamtabfallaufkommens, wie Europarl anmerkt.
Diese rechtlichen und umweltpolitischen Veränderungen bringen nicht nur ökonomische Vorteile mit sich, sondern tragen auch zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der beteiligten Regionen bei. Die Einsparung von CO₂-Emissionen und die bessere Nutzung regionaler Ressourcen sind nur einige der positiven Effekte, die diesen Wechsel begünstigen.