
In Italien wächst der Unmut über den anhaltenden Massentourismus, insbesondere in den Dolomiten. Besucherströme quellen über und belasten die ohnehin sensiblen alpinen Ökosysteme. Ein besorgniserregender Trend zeigt sich vor allem an den berühmten Drei Zinnen, wo an einigen Sommertagen bis zu 14.000 Touristen gezählt werden. Das Bild, das sich dort bietet, erinnert an die Menschenmassen am Mount Everest; kilometerlange Schlangen auf den Wanderwegen sind nicht selten. Auf Felsen in der Region wurde der Slogan „Tourists go home!“ sichtbar. Kritiker zufolge zeugt dies von einer tiefgreifenden Frustration der ansässigen Bevölkerung, die unter dem Ansturm leidet.
Remszeitung erwähnt, dass die mautpflichtige Zufahrt zur Auronzo-Hütte jährlich von 65.000 Autos frequentiert wird, trotz einer Mautgebühr von 30 Euro. Im Pustertal sind zudem Pläne in der Diskussion, künftig Preiserhöhungen für Shuttle-Busse einzuführen und Reservierungspflichten einzuführen. Die Lokalpolitik überlegt, Zugangsbeschränkungen und tägliche Besucherobergrenzen zu etablieren. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der Unesco-Weltnaturerbe-Status der Dolomiten, die 2009 diesen Titel erhielten, langfristig gefährdet ist.Überfüllte Straßen und Auswirkungen auf die Natur
Der Tourismus in Südtirol zeigt stark steigende Zahlen, besonders in der Hochsaison. In diesem Kontext sind die Zufahrten zu beliebten Zielen wie den Drei Zinnen oft bereits von der Polizei gesperrt, um die Lage zu entschärfen. Auch der Pragser Wildsee, bekannt durch soziale Medien und die Fernsehserie „Un passo dal cielo“, unterliegt mittlerweile strengen Zugangskontrollen. Laut BR setzen sich örtliche Bergführer wie Erwin Steiner für eine nachhaltigere Verkehrsplanung ein.
Trotz der Bemühungen um Regulierung ist die Verkehrssituation angespannt. Bei der Planung touristischer Infrastrukturen in Anbetracht der Olympischen Spiele 2026 in Cortina wird die Notwendigkeit einer Balance zwischen touristischen Angeboten und dem Erhalt der Natur intensiv diskutiert. Naturschützer, einschließlich der Architektin Marlene Roner, fordern einen effektiven Schutz des Weltnaturerbes.
Kulturelle und soziale Konsequenzen
Die negativen Auswirkungen des Massentourismus beeinträchtigen nicht nur die Natur, sondern auch die Kulturen der betroffenen Regionen. In vielen Gebieten sind Einheimische über den Umgang mit den Besuchermassen besorgt. Es entsteht ein Konflikt zwischen Reisenden und Einheimischen, der häufig aus unterschiedlichen Lebensrealitäten resultiert. Laut Nachhaltiger Tourismus führt der unbedachte Tourismus zu einer Zerstörung und Ausbeutung des natürlichen Umfelds und gefährdet die intakten Umweltbedingungen, die die Grundlage für den Tourismus darstellen.
Die wirtschaftliche Abhängigkeit von touristischen Einnahmen bringt diverse Herausforderungen im Umweltschutz mit sich. Die ungleiche Verteilung der Gewinne verstärkt soziale Unterschiede, da viele Einheimische nur in Hilfspositionen im Tourismussektor arbeiten. Angesichts dieser Entwicklungen sind die Stimmen, die eine Neuorientierung des Tourismus in Richtung Sanften Tourismus fordern, lauter geworden. Der Fokus muss auf einem verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und dem Erhalt der kulturellen Identität liegen.