
Die Berchtesgadener Alpen, einst bekannt für ihre alpinen Skipisten, erleben derzeit einen tiefgreifenden Wandel im Wintersportbetrieb. Mit der Eröffnung der neuen Rodelbahn „Jennerhex“ an der Bergstation des Jenners hat eine neue Ära begonnen, die den Fokus auf Rodeln und Winterwanderungen legt. Die Rodelbahn, die erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommen wurde, ist 1,4 Kilometer lang und weist einen Höhenunterschied von 220 Metern auf. Thomas Mühlthaler, Vorstand der Jennerbahn, beschreibt den Kurswechsel als erfolgreich und berichtet von einem Anstieg der Gästezahlen um 15 bis 20 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. In den Tagen zwischen dem 26. Dezember und dem 6. Januar verzeichnete die neue Bahn zwischen 500 und 700 Rodler pro Tag, was die Beliebtheit dieser neuen Attraktion unterstreicht, wie rosenheim24.de berichtet.
Der Wegfall des alpinen Skibetriebs am Jenner ist jedoch ein schneller und dramatischer Wandel. Ab der kommenden Saison wird es keine Pistenpräparierung oder Talbeschneiung mehr geben, wie von der Berchtesgadener Bergbahn AG beschlossen. Dies deutet auf einen deutlichen Rückgang der Nachfrage hin: Im vergangenen Jahr wurden nur 700 Skipässe verkauft. Die Wintersport-Ära des alpinen Skifahrens im Jenner wird Anfang März enden, und somit müssen sich die Wintersportler neu orientieren. Die Entscheidung, die alpinen Angebote einzustellen, wurde frühzeitig und in einem Aufsichtsratsmeeting gefällt. Mühlthaler betont, dass Fußgänger, Tourengeher und Rodler weiterhin willkommen sind und man sich auf neue Zielgruppen konzentrieren möchte, um wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen. Im Jahr 2022/23 verzeichnete die Jennerbahn einen Fehlbetrag von einer Million Euro, was Mühlthaler als Anlass sieht, den Betrieb nachhaltiger zu gestalten.
Ängste und Herausforderungen
Trotz der positiven Entwicklung bei den Rodelgästen gibt es Ängste und Herausforderungen. Anfängliche Berichte über mehrere Unfälle und Polizeieinsätze wurden relativiert. Insgesamt wurden drei leichte Unfälle gemeldet; einer betraf ein verdrehtes Knie, ein zweiter Prellungen und der dritte einen Kopfstoß. In einem Fall wurde die Polizei gerufen, nachdem es Streit über die Schuldfrage gegeben hatte. Mühlthaler hebt hervor, dass viele Gäste oft nicht den vorgesehenen Wegen folgen und verweist auf die bestehenden offiziellen Rodelstrecken und Skirouten. Die Bedenken hinsichtlich möglicher Zusammenstöße zwischen Rodlern und anderen Nutzern haben sich bisher nicht bestätigt.
Die Entscheidung, den alpinen Betrieb einzustellen, könnte auch Auswirkungen auf die Winterwirtschaft in der Region haben. Während weniger Menschen alpines Skifahren bevorzugen, bleibt der Wintersport weiterhin ein bedeutender Teil der deutschen Sportkultur. Statistiken zeigen, dass 38 % der Deutschen Wintersport betreiben, wobei Ski Alpin immer noch eine der beliebtesten Aktivitäten bleibt. Diese Verschiebung hin zu Rodeln und Winterwandern könnte der Region jedoch neue wirtschaftliche Impulse geben, wenn gut strukturierte Angebote geschaffen werden.
Blick in die Zukunft
Die Jennerbahn plant bereits, das Rodelangebot zu erweitern, mit einer zweiten Rodelbahn in der Zukunft. Die Gemeinde Schönau am Königssee hatte im Vorjahr 300.000 Euro bereitgestellt, um die Talabfahrt weiterhin zu präparieren. Während die Nachfrage nach alpinem Skifahren zurückgeht, könnten die neuen Angebote eine Chance darstellen, den Wintersport neu zu beleben.
Die Trends im Wintersport zeigen, dass sich die Vorlieben der Sportler ändern. Der Markt für alpines Skifahren steht in direktem Wettbewerb mit anderen Wintersportarten wie Schlittenfahren und Winterwandern, die nach wie vor bei den Deutschen sehr beliebt sind, wie beyondsurfing.com hervorhebt. Die Umorientierung am Jenner könnte somit nicht nur eine Antwort auf die rückläufige Nachfrage nach Skipässen sein, sondern auch eine strategische Neuausrichtung zur Stärkung der regionalen Wintersportangebote.