
Am 16. März 2025 fanden in Belgrad die größten politischen Proteste in der Geschichte Serbiens statt. Über 100.000 Menschen demonstrierten gegen das autoritäre Regime von Präsident Aleksandar Vučić und die herrschende Korruption. Dieses beeindruckende Mobilisierung zeugt von einer tiefen Unzufriedenheit innerhalb der Bevölkerung, die seit dem Einsturz des Vordachs eines Bahnhofs in Novi Sad am 1. November 2024 angestiegen ist, bei dem 15 Menschen starben und zwei weitere in Lebensgefahr schwebten. faz.net berichtet, dass diese Demonstration die größte seit dem Sturz von Slobodan Milošević war.
Die Protestbewegung, getrieben von Studenten und Schülern, mobilisierte eine diverse Bevölkerungsschicht, darunter Familien, Rentner und Berufstätige. Teilnehmer äußerten ihre Unzufriedenheit nicht nur über den konkreten Vorfall, sondern auch über die allgemeine politische Lage und die gefühlte Notwendigkeit, das Land zu verlassen. Die Mehrheit der Demonstranten fordert Transparenz, einen funktionierenden Rechtsstaat und eine Aufklärung der Todesfälle in Novi Sad. Laut sueddeutsche.de begannen die Proteste ursprünglich mit einem akademischen Generalstreik, der zur Besetzung vieler Fakultäten führte.
Reaktionen der Regierung
Die serbische Regierung hat versucht, die Proteste zu minimieren und reagierte mit Maßnahmen wie der Streichung von Zugverbindungen und dem Verkaufsstopp von Bustickets nach Belgrad. Präsident Vučić bezeichnete die Protestierenden als von außen gesteuert, was viele als Versuch der Verunglimpfung empfinden. Während die offizielle Schätzung der Teilnehmerzahl bei 107.000 lag, spekulierten unabhängige Organisationen über 225.000 bis 325.000 Protestierende. Diese Differenzen zeigen die Spannungen zwischen der Regierung und der Zivilgesellschaft auf, wie zeit.de anmerkt.
Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, wobei die Polizei Pfefferspray und mutmaßlich Schallkanonen einsetzte, während die Regierung dies bestritten hat. Dennoch konnten die Proteste überwiegend friedlich gehalten werden; die Teilnehmer räumten nach der Veranstaltung den Müll auf und unterstrichen damit ihr Engagement für eine friedliche Veränderung.
Zukunftsaussichten der Protestbewegung
Trotz der bisherigen Mobilisierung bleibt die Protestbewegung bislang politikfern. Experten von faz.net warnen, dass die Bewegung politisch organisiert werden muss, um effektiv zu sein. Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern, wo eine Politicization der Proteste erfolgreich war, könnte auch Serbien diesen Weg einschlagen, um auf institutioneller Ebene Veränderungen herbeizuführen. Die Wahlen könnten dabei das einzige Mittel zu einem echten Neubeginn sein.
Die Zukunft der Bewegung steht auf der Kippe. Teilnehmer verlangen nach einer strukturierten Führung und strategischen Planung, um die entstandene Welle der Unzufriedenheit in greifbare politische Veränderungen umzuwandeln. Der nächste Schritt wird entscheidend sein, um die Energie der Proteste in klare Forderungen und Lösungen zu kanalisieren.