
Die Wilhelm-Sperber-Straße in Bopfingen, die unterhalb des Stadtarchivs in östlicher Richtung bis zur DRK-Wäscherei und Fahrdienst verläuft, ist mehr als nur ein Straßenname. Sie erinnert an eine prägende Persönlichkeit der Stadtgeschichte: Wilhelm Sperber. Als Unternehmer des 20. Jahrhunderts spielte er eine Schlüsselrolle bei der Gründung der Bezugs- und Absatzgenossenschaft (BAG), die bis heute für ihre genossenschaftlichen Prinzipien bekannt ist und für viele Menschen in der Region von Bedeutung ist. Schwäbische Post berichtet, dass die Verbindung des Namens Sperber zur Stadt tief verwurzelt ist, da bereits im Jahr 1534 eine Ziegelei und Kalkbrennerei existierten.
Wilhelm Sperber wurde 1874 geboren, als Enkel von Johann Daniel Sperber, einem angesehenen Geschäftsmann, der als Besitzer der Ziegelei und Kalkbrennerei sowie als Landwirt und Gemeinderat bekannt war. Im Alter von 26 Jahren übernahm Wilhelm die Geschäfte und errichtete auf seinem Grundstück ein Lagerhaus an der Bahnlinie, das bis heute zu sehen ist. Unter seiner Führung wurde 1919 die BAG ins Leben gerufen, und er wurde deren erster Vorsitzender. Diese Genossenschaft war Teil einer größeren Bewegung, die im 19. Jahrhundert begann, als Bauern, Handwerker und kleinere Unternehmen sich zusammenschlossen, um finanziellen Schwierigkeiten zu begegnen. Die BAG blickt zurück auf über ein Jahrhundert erfolgreiches Wirken und bietet ihren Mitgliedern Unterstützung in Form hochwertiger Produkte und Dienstleistungen.
Die Entwicklung der Genossenschaften
Die genossenschaftliche Idee, gegründet von Pionieren wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch, fördert seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Gemeinschaft und Selbsthilfe. Genossenschaften haben eine über 150-jährige Geschichte und entstanden als Antwort auf die sozialen Missstände, die durch die Industrialisierung und die Land-Stadt-Migration verursacht wurden. So wurde der Delitzscher Vorschuss-Verein, der 1850 gründete, zur Wurzel der heutigen Volksbanken.
Wilhelm Sperber war mit seiner Einführung des Hoffmannschen Ringofens in der Ziegelei innovativ, was eine technologische Revolution in der Ziegelindustrie darstellte. Dies trug nicht nur zur wirtschaftlichen Stärkung der Region bei, sondern bot auch ein Vorbild für künftige Unternehmer. Gleichzeitig wurde Sperber im Dritten Reich zum Kreisbauernführer gewählt, ein Amt, das ihn in Konflikt mit den damaligen politischen Verhältnissen brachte. Ein amerikanisches Militärgericht verurteilte ihn, was zu seiner Entmachtung führte.
Ein Erbe, das bleibt
Die Geschichte von Wilhelm Sperber ist eine Geschichte von Innovation, sozialer Verantwortung und Widerstandskraft. Sein Sohn, der vorgesehen war, die Geschäfte weiterzuführen, wurde im Zweiten Weltkrieg vermisst und 1950 für tot erklärt. Sperber selbst verstarb 1962 und wurde unter großer Anteilnahme beerdigt. Heute erinnert die Wilhelm-Sperber-Straße in Bopfingen nicht nur an eine bedeutende Persönlichkeit, sondern auch an die Werte der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Beistands, für die die genossenschaftliche Bewegung bis heute steht.
Die Schwäbische Post widmet sich regelmäßig den geschichtlichen Hintergründen von Straßennamen und trägt somit zur Bewahrung von lokalem Erbe bei, das eng mit Persönlichkeiten wie Wilhelm Sperber verbunden ist. Die Bedeutung der BAG als Genossenschaft bleibt ungebrochen und ist ein Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung und Stärkung der Region.