
In Wasseralfingen muss die Bevölkerung eine gravierende Veränderung im Gesundheitswesen hinnehmen. Dr. Wolfgang Kapp, der seit 28 Jahren eine Hausarztpraxis führt, hat sich entschieden, diese zum Ende März 2025 zu schließen. Rund 2000 Patienten werden aufgefordert, sich einen neuen Hausarzt zu suchen. Diese Entscheidung fiel gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Kapp, die ebenfalls in die Praxis involviert ist. Dr. Kapp, der seit 1985 als Mediziner tätig ist, sieht sich mit einer wachsenden Herausforderung in der hausärztlichen Versorgung konfrontiert. Die Versorgungsquote in Wasseralfingen lag Mitte 2023 unter 50 Prozent, wie schwaebische-post.de berichtet.
Die Situation ist alarmierend. Kapp bemühte sich, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden, jedoch brachte dies keine Ergebnisse. Allein im Planungsbereich Aalen, Hüttlingen, Oberkochen und Essingen sank der hausärztliche Versorgungsgrad von 101% im Jahr 2021 auf 96%. Momentan sind acht Hausarztsitze unbesetzt. Über 40 Prozent der niedergelassenen Hausärzte sind über 60 Jahre alt und steuern somit ebenfalls auf den Ruhestand zu, was die Situation weiter verschärft, wie mediportal-ostalbkreis.de zeigt.
Die Herausforderungen der ländlichen Versorgung
Die hausärztliche Versorgung ist in ländlichen Regionen wie Wasseralfingen besondersspannungsgeladen. Über einen längeren Zeitraum mussten die Bürger den Rückgang der medizinischen Versorgungsangebote hinnehmen. Dieses Problem ist nicht nur lokal, sondern ein flächendeckendes Phänomen, das besonders in ländlichen Gebieten zu beobachten ist. Die medizinische und pflegerische Versorgung ist dort oft unterdurchschnittlich, was zu langen Anfahrtswegen für die Patienten führt. Hochaltrige und kranke Menschen sind hiervon besonders betroffen, da in ländlichen Regionen die Arztdichte geringer ist, wie die bpb.de thematisiert.
Die Gründung der Genossenschaft „Kocher MED eG“ im Jahr 2024 könnte jedoch einen Lichtblick darstellen. Diese wurde ins Leben gerufen, um die hausärztliche Versorgung zu sichern und junge Ärzte für die Region zu gewinnen. Die Genossenschaft plant die Einrichtung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZs), die eine flexible Arbeitsgestaltung für Ärzte ermöglichen und administrative Aufgaben abnehmen sollen. Dies könnte dazu beitragen, den ärztlichen Beruf für junge Mediziner attraktiver zu machen und die Lücke, die durch das Ende von Einzelpraxen wie der von Dr. Kapp entsteht, zu schließen.
Die Rolle der Kommunen und Unterstützungssysteme
Der Ostalbkreis und die Stadt Aalen zeigen sich engagiert und unterstützen die neue Genossenschaft finanziell. Beide Gemeinden wurden Mitglieder der Genossenschaft und zeichnen Geschäftsanteile im Wert von 3.000 Euro. Dies ist ein Schritt, um die ärztliche Versorgung in der Region langfristig zu sichern. Landrat Dr. Joachim Bläse und Oberbürgermeister Frederick Brütting betonten die Wichtigkeit dieses Engagements, um Arztsitze in Aalen zu sichern.
Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum erfordert innovative Ansätze, da ältere und kranke Menschen dort oft auf eine schlechtere Infrastruktur und weniger Ärzte pro Einwohner stoßen. Die Planungen um MVZs bieten eine Lösung, um zukünftige Engpässe zu vermeiden und die medizinische Zukunft der Region positiv zu gestalten.