
Am 30. Januar 2025 befasste sich der Neresheimer Gemeinderat intensiv mit der Eröffnungsbilanz der Kommune. Stadtkämmerin Sandra Niegel präsentierte die Details zum Vermögen und zu den Schulden der Stadt, die im Rahmen der obligatorischen Umstellung von der kameralistischen Buchführung auf die Doppik notwendig wurde. Diese Umstellung erfordert eine umfassende Erfassung und Bewertung des städtischen Vermögens sowie der Verbindlichkeiten, was in Neresheim einen Gesamtwert von 74,3 Millionen Euro ausweist, wie die Schwäbische Post berichtet.
In der Eröffnungsbilanz ist das Sachvermögen der Stadt mit 66,6 Millionen Euro angesetzt. Der größte Vermögensposten ist die Infrastruktur mit 28,8 Millionen Euro, gefolgt von bebauten Grundstücken mit 17,4 Millionen Euro und unbebauten Grundstücken im Wert von 11,7 Millionen Euro. Das Finanzvermögen beläuft sich auf 7,6 Millionen Euro, während das Eigenkapital der Stadt bei 46 Millionen Euro liegt. Zudem verzeichnet Neresheim Sonderposten in Höhe von 21,8 Millionen Euro sowie Rückstellungen und Verbindlichkeiten von 5,6 Millionen Euro. Diese Zahlen zeigen die komplexe Vermögenssituation der Kommune sowie eine detaillierte Verteilung von Eigen- und Fremdkapital.
Herausforderungen der Doppik
Der Prozess der Erstellung der Eröffnungsbilanz zog sich über sieben Jahre hin und stellte eine erhebliche Herausforderung für die Verwaltung dar. Dies ist nicht nur ein lokal spezifisches Problem; auch in 1101 Kommunen in Baden-Württemberg stehen die Verwaltungen vor ähnlichen Schwierigkeiten im Rahmen der Umsetzung des neuen kommunalen Haushalts- und Rechnungswesens (NKHR). Wie nkhr-bw ausführlich erklärt, ähnelt die kommunale Bilanz im NKHR der Bilanz nach HGB und verlangt eine präzise Erfassung der Vermögensgegenstände sowie der Schulden.
Die Doppik, die den Wechsel von der traditionellen Kameralistik hin zur doppelten Buchführung in Konten beschreibt, ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Reform. Diese Methode erfasst nicht nur die Einnahmen und Ausgaben, sondern auch alle Wertänderungen, einschließlich Vermögenswerte und Verbindlichkeiten. Eine Eröffnungsbilanz spielt dabei eine Schlüsselrolle, da sie zu Beginn des Haushaltsjahres eine Übersicht aller finanziellen Positionen bietet.
Kritik am Verfahren
Die Umstellung auf die Doppik und die damit verbundenen Anforderungen sind nicht unumstritten. Die Stadt Neresheim äußerte scharfe Kritik am Verfahren und an den Anforderungen des Regierungspräsidiums. Zahlreiche Gemeinden haben mit den Herausforderungen zu kämpfen: Laut Kommunalwiki hatten noch im Jahr 2018 22% der doppisch buchenden Körperschaften keine festgestellte Eröffnungsbilanz, was die Sorgen um die korrekte Umsetzung der neuen Regelungen verstärkt.
Insgesamt verdeutlichte die Sitzung des Neresheimer Gemeinderats am 30. Januar, wie komplex die finanzielle Neuorientierung in den Kommunen ist und welche Anstrengungen notwendig sind, um den Anforderungen der Doppik gerecht zu werden. Der hohe personelle Aufwand, der für diese Umstellung erforderlich ist, wirft Fragen auf, ob die angestrebte Transparenz und Effizienz tatsächlich erreicht werden kann.