
Die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, bekannt als Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), hat für großes Aufsehen gesorgt. Laut einer aktuellen Mitteilung der Universität Mannheim plant die EU-Kommission zum Ende des Jahres 2024 umfangreiche Entlastungen von bestehenden Berichtspflichten. Die sogenannte „Omnibus“-Initiative soll die Anforderungen um mindestens 25 Prozent reduzieren, um Unternehmen eine bessere Anpassung an die Kontroversen und Herausforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu ermöglichen.
Zu den betroffenen Richtlinien gehören die CSRD, die Richtlinie zur Sorgfaltspflicht entlang der Lieferketten (CSDDD) und die EU-Taxonomie. Besonders kritisch äußern sich Unternehmen, die bereits eigene Nachhaltigkeitsstrategien implementiert haben. Laut Umfragen im German Business Panel (GBP) bewerten 67,6 Prozent der deutschen Unternehmen die CSRD negativ. Diese Zahl stellt einen Anstieg um fast 12 Prozentpunkte dar. Gleichzeitig glauben nur 12,6 Prozent, dass die neuen Regelungen tatsächlich zu mehr Nachhaltigkeit führen können.
Herausforderungen für Unternehmen
Prof. Dr. Jannis Bischof hebt hervor, dass der Fokus auf die Interessen der Leser in den Berichten oft fehlt, was etwas ist, das besonders kleine und mittelständische Unternehmen belastet. Diese Unternehmen stehen vor hohen Kosten für die Erstellung der Berichte, die ihre Möglichkeiten zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien erheblich beeinträchtigen. Tatsächlich haben 54,1 Prozent der Unternehmen geplante Investitionen in den letzten zwei Jahren nicht verwirklichen können, während 40,9 Prozent auf die Entwicklung neuer Produkte verzichteten.
Zusätzlich wird der Umgang mit Behörden als weitere Belastung empfunden, insbesondere von den Firmen mit dem strategischen Ziel der Nachhaltigkeit. Entsprechend fällt die Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Umfragen im Jahr 2019.
Rechtliche Rahmenbedingungen und neue Anforderungen
Die CSRD ersetzt die frühere nichtfinanzielle Erklärung durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung, um die Gleichwertigkeit von Nachhaltigkeits- und Finanzberichterstattung zu betonen. Diese Pflicht tritt für verschiedene Unternehmensgrößen und -arten unterschiedlich in Kraft, beginnt jedoch ab dem 01. Januar 2024 für Unternehmen, die bereits früheren Berichtspflichten unterlagen. Ab 2025 gelten die Anforderungen für alle großen Unternehmen und ab 2026 auch für kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen, während bestimmte Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten bis 2028 umfassen.
Die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden durch die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) konkretisiert, wobei die Wesentlichkeit – sowohl für Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt als auch umgekehrt – ein zentrales Kriterium darstellt. Die Berichterstattung muss extern geprüft werden, wobei die BaFin für kapitalmarktorientierte Unternehmen diese Prüfungen in den Rahmen der Bilanzkontrolle integriert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung der CSRD eine erhebliche Trendwende in der Unternehmensberichterstattung darstellt und die Anforderungen an die Transparenz der Unternehmen in der EU erheblich erhöhen wird. Dennoch bleiben viele Unternehmen skeptisch über die tatsächlichen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit und ihre eigenen unternehmerischen Entscheidungsspielräume.