
Ludwig Marum, geboren am 5. November 1882 in Frankenthal, war ein herausragender Jurist und sozialdemokratischer Politiker, dessen Leben und Wirken bis heute ein lebendiges Zeugnis des Kampfes gegen den Nationalsozialismus darstellt. Marum, der aus einer sephardischen Familie stammte, die nach der Vertreibung aus Spanien in den südwestdeutschen Raum eingewandert war, repräsentierte die Ideale der Weimarer Demokratie und trat entschlossen gegen die aufkommende Diktatur an. Sein politischer Werdegang führte ihn von der Stadtverordnetenstelle in Karlsruhe bis ins Reichstagsmandat, das er von 1928 bis 1933 innehatte. Dabei setzte er sich stets für soziale Gerechtigkeit und demokratische Werte ein.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Marum aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Überzeugungen unverzüglich verfolgt. Unter Verletzung seiner parlamentarischen Immunität wurde er am 10. März 1933 verhaftet und später ins Konzentrationslager Kislau gebracht, wo er schließlich am 29. März 1934 ermordet wurde. Die offizielle Darstellung, die den Vorfall als Selbstmord darstellte, wurde in der Öffentlichkeit als unglaubwürdig angesehen, da man annahm, dass Marum sich nicht selbst das Leben nahm. Sein lebloser Körper wurde am Fensterkreuz seiner Einzelzelle gefunden, und die Umstände seines Todes werfen einen Schatten auf das Vorgehen der damaligen Behörden, die von SA- und SS-Leuten brutal unterdrückt wurden.
Ludwig Marums politisches Vermächtnis
In den Jahren vor seiner Verhaftung war Marum nicht nur ein führender Politiker der SPD, sondern auch ein aktiver Kämpfer für die Rechte der sozial Unterprivilegierten. Er diente von 1915 bis 1918 als Landsturmmann im Ersten Weltkrieg und sollte für seine Verdienste das Kriegsverdienstkreuz erhalten. Nach der Novemberrevolution 1918 wurde Marum Justizminister in der provisorischen Landesregierung und war von 1919 bis 1928 Vorsitzender der SPD-Fraktion im badischen Landtag. Seine Ambitionen waren stets darauf ausgerichtet, die soziale Lage der Bürger zu verbessern und Reformen im Sinne der Demokratie voranzutreiben.
Die Verhaftung Marums und die damit einhergehende Auflösung seiner Familie verdeutlichen die persönlichen Tragödien, die mit dem politischen Konflikt verbunden waren. Nach seinem Tod flohen seine Frau Johanna und die jüngste Tochter Brigitte nach Paris, während die älteste Tochter Elisabeth in Berlin blieb und bis zu ihrem Tod 1998 in den USA lebte. Die Familientragödie setzte sich fort, als Marums Tochter Eva Brigitte im Zuge der deportationen im Zweiten Weltkrieg in das Vernichtungslager Sobibor gebracht und ermordet wurde.
Erinnerung und Gedenken
Nach dem Krieg wurde Ludwig Marum posthum mit verschiedenen Ehrungen gewürdigt, darunter die Benennung von Straßen nach ihm und die Auszeichnung mit dem Ludwig-Marum-Preis. Eine Gedenktafel, die 2014 in Bruchsal enthüllt wurde, erinnert an sein Leben und Wirken. Zudem fand eine große Trauerfeier am 3. April 1934 statt, die von über 3000 Menschen besucht wurde und Marums Einfluss auf die lokale Politik und die Gesellschaft verdeutlichte.
Die Auseinandersetzung mit Marums Leben und seinem Erbe ist auch in aktuellen Ausstellungen präsent. So wird die Wanderausstellung „Ludwig Marum 1882-1934. Ein Leben für Recht und Republik“ seit 2018 organisiert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Forum Ludwig Marum e.V. Diese und die frühere Ausstellung „Ludwig Marum – Mensch. Politik. Opfer“ geben dem Publikum Einblicke in sein kämpferisches Leben und die der damit verbundenen Werte der Gerechtigkeit und der Demokratie.
Die Biografie von Ludwig Marum ist untrennbar mit den Schicksalen seiner Familie verbunden. Seine Geschichten spiegeln zentrale Entwicklungen der deutschen Geschichte im frühen 20. Jahrhundert wider, und sein unermüdlicher Einsatz für eine demokratische und gerechte Gesellschaft wird auch in Zukunft als beispielhaft gelten. Marums Weg zeichnet sich durch Besonnenheit und Mut aus und bleibt wichtig für das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft.