
Am 24. März wird Katja Sturm-Schnabl, eine 89-jährige Zeitzeugin, an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zu Gast sein. Unter dem Rahmen der Medienwerkstatt des Bachelor-Studiengangs Journalistik wird sie in einem Interview mit Antonia Titze, Journalistin bei der Österreichischen Tageszeitung „Der Standard“, über ihre traumatischen Erfahrungen während der nationalsozialistischen Zwangsarbeit sprechen. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr und verspricht, einen eindrucksvollen Einblick in die Vergangenheit zu geben.
Wie ku.de berichtet, wurde Katja Sturm-Schnabl als Angehörige der vom NS-Regime verfolgten slowenischen Minderheit im Alter von nur sechs Jahren aus ihrem Heimatort Zinsdorf vertrieben. Ihre Deportation führte sie in ein Zwangsarbeitslager in Eichstätt. Dort erlebte sie Hunger, Zwangsarbeit und eine brutale Behandlung durch die Aufseher.
Die Kindheit und Vertreibung
Katja wuchs in einer slowenischen Großfamilie in der Nähe von Klagenfurt auf, umgeben von ihren Geschwistern Veronika, Andrej und Franci. Die Familie betrieb einen Bauernhof, auf dem nicht nur die Eltern, sondern auch Großeltern und Tanten lebten. Laut nationalfonds.org wurden die Kinder im Haushalt als vollwertige Mitglieder behandelt und in die Arbeit integriert.
Doch der idyllische Alltag währte nicht lange. Ein unerwarteter Besuch eines Familienfreundes, der über die „Nemci“ sprach und eine Landkarte Europas zeigte, brachte Katja die erste Ahnung der Bedrohung ihrer Welt. Kurz darauf, an einem Donnerstag, stürmten Soldaten in Uniform ihr Zuhause und die Familie musste sofort fliehen. Sie wurden in Holzbaracken innerhalb einer Stacheldrahtumzäunung untergebracht, wo sie schließlich auch die mütterliche Großmutter wiedersahen.
Zwangsarbeit und brutale Bedingungen
Nach einigen Tagen erlebte die Familie eine erschütternde Reise in Waggons, die sie in ein Lager in Glasow brachte. Hier mussten sie sich nackt ausziehen und wurden unter dem Vorwand einer Dusche in eine Angst einflößende Situation gedrängt. Die Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und in einem „Kinderspeisesaal“ unter miserablen Bedingungen gefüttert, wo ein Lagerführer mit einer Peitsche über die Tische schritt.
Im Lager stellte sich auch die Epidemie ein, die viele Kinderleben forderte. Katja musste den Tod ihrer Schwester Veronika miterleben, was ihr tief zu schaffen machte. Diese Erlebnisse geprägt von Hunger, Zwangsarbeit und dem ständigen Druck der Aufseher blieben nachhaltig in ihrem Gedächtnis. Ihr Vater wurde zur Arbeit nach Karlsruhe geschickt, während ihre Mutter sich in harten Verhältnissen durch verschiedene Arbeiten um die Familie kümmerte.
Die damaligen Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter waren extrem hart. In den Jahren des Zweiten Weltkriegs, als das Deutsche Reich auf die „Kriegswirtschaft des totalen Kriegs“ umschaltete, wurden ausländische Arbeitskräfte, einschließlich derjenigen aus der slowenischen Minderheit, gezwungen, unter grausamen Umständen zu arbeiten. Über ein Viertel der Belegschaft in vielen deutschen Werksabteilungen bestand aus Zwangsarbeitern, wobei die Lebensbedingungen je nach Nation, Geschlecht und rechtlichem Status stark variieren konnten, wie bpb.de beschreibt.
Heute, viele Jahre nach diesen traumatischen Erlebnissen, hat Katja Sturm-Schnabl eine Karriere als Sprachwissenschaftlerin und Literaturhistorikerin an der Universität Wien aufgebaut. Für ihre Verdienste wurde sie mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Ihre Geschichte und ihr Überleben sind ein außergewöhnliches Zeugnis aus einer dunklen Zeit der Geschichte und werden am 24. März in Eichstätt erneut lebendig werden.