BurgEuropaHeidelbergNaturÖsterreichÜberlingen

Falsch gefreut am Bodensee: Waldrappe nur Attrappen entdeckt!

Frühling am Bodensee: Entdeckung vermeintlicher Waldrappe als Attrappen entpuppt sich. Artenschützer locken echte Vögel zur Brutzeit. Ein Blick auf das Wiederansiedlungsprojekt der bedrohten Art.

Die ersten sonnigen Frühlingstage haben viele Spaziergänger an den Bodensee gelockt, doch eine Entdeckung in Überlingen stellte sich als weniger sensationell heraus als zunächst angenommen. In der Nähe des ehemaligen Landesgartenschaugeländes wurden vermeintliche Waldrappe gesichtet, die sich jedoch als Attrappen entpuppten. Diese Attrappen wurden von den Artenschützern des Waldrappteams strategisch an Felswänden platziert, um echte Waldrappe anzulocken und ihnen zu signalisieren, dass die Felswände ein idealer Brutplatz darstellen. Mit der anstehenden Brutzeit, die im Mai beginnt, hofft man auf eine erfolgreiche Ansiedlung der geflügelten Kolonien.

Im vergangenen Jahr konnten in Überlingen fünf Nester dokumentiert werden, aus denen insgesamt zwölf flügge Jungvögel schlüpften. Für die laufende Saison wird die Anzahl der Nester auf sechs bis sieben geschätzt. Waldrappe sind soziale Koloniebrüter; das heißt, wo bereits Waldrappe ansässig sind, zieht es auch andere Vögel an. Diese sozialen Strukturen sind entscheidend für den Fortbestand dieser gefährdeten Art, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht und seit dem 17. Jahrhundert in Europa in freier Wildbahn als ausgestorben gilt.

Wiederansiedlungsprojekt in Europa

Ein wesentlicher Bestandteil der Wiederansiedlungsbemühungen für den Waldrapp ist ein großangelegtes Projekt, das sich über sieben Staaten erstreckt. Diese Initiative gilt als eine der bedeutendsten Artenschutzprojekte für eine einzige Art. Besonders bemerkenswert ist, dass handaufgezogene Tiere darin das Zugverhalten erlernen müssen, zunächst unter der Obhut menschlicher Ziehmütter. Diese Ziehmütter verbringen den gesamten ersten Sommer mit den Jungvögeln in einer Voliere und helfen ihnen beim ersten Zug nach Süden, der sie zu den bevorzugten Zielorten, wie der Lagune von Ortobello in der Toskana und Cádiz an der spanischen Atlantikküste, führt.

Das Auswilderungsprojekt hat bereits Erfolge verzeichnet. Ende Januar 2024 wurden beispielsweise vier junge Waldrappe aus dem Zoo Heidelberg nach Jerez de la Frontera, Spanien, gebracht, um sich einem weiteren Wiederansiedlungsprogramm, genannt “Proyecto Eremita“, anzuschließen. Insgesamt wurden am 19. März 2024 39 junge Waldrappe in die Natur entlassen. Diese Tiere werden Teil einer Population von etwa 250 Waldrappe, die dort bereits leben. Über die Jahre hat der Zoo Heidelberg erfolgreich zur Zucht von Waldrappe beigetragen und ist ein wichtiger Partner in europäischen Auswilderungsprojekten.

Herausforderungen und Perspektiven

Das bestehende Projekt zum Schutz des Waldrapps hat bemerkenswerte Fortschritte erzielt, doch sind viele Herausforderungen zu bewältigen. Die internationalen Kooperationen haben dazu beigetragen, sowohl eine wandernde Population in Süddeutschland und Österreich als auch eine sesshafte Population in Südspanien aufzubauen. 2024 wird voraussichtlich das letzte Jahr sein, in dem Jungtiere aus europäischen Zoos im Rahmen des Projekts ausgewildert werden. Zukünftige Aufgaben werden sich auf die Dokumentation der Population, Überwachung, jährliche Zählung und die Fortpflanzungskontrolle konzentrieren.

Insgesamt bietet dieses Projekt nicht nur Hoffnung für den Waldrapp, sondern macht auch deutlich, wie wichtig die Rolle europäischer Zoos in Erhaltungsprogrammen ist. Mit einem aktuellen Bestand von 700 Waldrappe in freier Wildbahn hat sich die Situation für diese Art seit der Anfangsphase der Projekte erheblich verbessert. Zahlreiche Brutnischen wurden eingerichtet, darunter in Burghausen, wo 20 Nester an der Wehrmauer der Burg geschaffen wurden, finanziert durch 60.000 Euro.

Das Interesse an der Wiederansiedlung des Waldrapps ist groß, und Ornithologen sowie Vogelfreunde haben die Möglichkeit, in Überlingen die seltenen Tiere zu beobachten und echte Brutpaare von den Attrappen zu unterscheiden. Diese Bemühungen zielen darauf ab, die soziale und kulturelle Bedeutung des Waldrapps in Europa wiederherzustellen und zu bewahren.

Referenz 1
www.schwaebische.de
Referenz 2
www.zoo-heidelberg.de
Referenz 3
www.br.de
Quellen gesamt
Web: 16Social: 37Foren: 51