
Emil Julius Gumbel (1891–1966) war ein herausragender Mathematiker und Nationalökonom, dessen Leben und Werk in den letzten Wochen durch den Dokumentarfilm „Extreme Werte“ und eine begleitende Ausstellung gewürdigt wurden. Gumbel, ein Pionier der Extremwerttheorie, stellte mit statistischen Methoden die Rechtslastigkeit der Weimarer Justiz dar und hätte in den aktuellen Debatten über gesellschaftliche Extremwerte eine wichtige Stimme sein können.Uni Konstanz berichtet.
Gumbel wurde in das jüdische Großbürgertum des Wilhelminischen Kaiserreichs hineingeboren und studierte Mathematik sowie Nationalökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine politischen Überzeugungen trugen zu einem radikalen Pazifismus bei, besonders nach den traumatischen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg und dem Verlust von Familienangehörigen.Seemoz hebt hervor.
Der Ehrgeiz der Wahrheit: Gumbels Kampf gegen den Faschismus
Bereits in den frühen 1920er Jahren setzte sich Gumbel gegen den aufkommenden Faschismus ein, trat dem „Bund Neues Vaterland“ bei und engagierte sich in der „Deutschen Liga für Menschenrechte“. Diese Liga kämpfte für die demokratischen Werte der Weimarer Republik und gegen Krieg sowie Rassismus.
Die Gefahren einer politischen Verfolgung waren für Gumbel stets präsent. So entging er nur durch Zufall einem Mordversuch, als ein Militärauto mit bewaffneten Männern in seine Wohnung eindrang. Seine Stellung als Pazifist wurde von paramilitärischen Einheiten als Hochverrat betrachtet, was Gumbels kritische Haltung zu seinem Umgang mit rechtspolitisch motivierten Morden verstärkte.Deutschlandfunk Kultur berichtet.
Die Extremwerttheorie und ihr Einfluss
Gumbel dokumentierte akribisch die unzureichende Verfolgung rechter Gewalt und zeigte anhand seiner Werke, dass rechtspolitisch motivierte Morde häufiger vorkamen und milder bestraft wurden. In „Zwei Jahre politischer Mord“ belegt er, dass von 314 politisch motivierten Morden 300 von rechten Tätern verübt wurden.Seemoz erläutert diese Tatbestände.
Nachdem ihm 1932 die Lehrerlaubnis an der Universität Heidelberg entzogen wurde, emigrierte Gumbel nach Frankreich und später in die USA, wo er seine extremwerttheoretischen Ansätze weiterentwickelte. Diese Methoden sind bis heute in der angewandten Mathematik von Bedeutung. Gumbels Arbeiten fanden auch Eingang in vielfältige Disziplinen der Wissenschaft.
Ehrung durch Film und Ausstellung
Der Dokumentarfilm „Extreme Werte“ thematisiert nicht nur Gumbels tragisches Schicksal, sondern zugleich auch sein Engagement für Gerechtigkeit und Wahrheit. Am 9. Januar 2025 wurde der Film im ausverkauften Zebrakino in Konstanz präsentiert. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion mit Mathematikern und der Drehbuchautorin statt, bei der die Relevanz von Gumbels Extremwerttheorie erläutert wurde. Matthias Scherer von der TU München führte die Diskussion und gab eine umfassende Erklärung zur Entstehung des Films und der dazugehörigen Ausstellung, die am 10. Januar 2025 eröffnet wurde.Uni Konstanz informiert.
Für Interessierte ist die Ausstellung bis zum 7. Februar 2025 kostenlos zugänglich und bietet einen tieferen Einblick in das Leben und Wirken von Emil Julius Gumbel. Diese Veranstaltungen ermöglichen es, ein historisches Gedächtnis über rechtspolitisch motivierte Gewalttaten zu bewahren und aktuelle gesellschaftliche Debatten durch Gumbels Ansichten zu bereichern.