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Die letzte Auktion von Hauswedell & Nolte: Ein Erbe voller Kunstgeschichte

Das ZADIK präsentiert die Ausstellung „Der Weg zur Kunst“ bis zum 28. September 2025 und würdigt das Erbe des Hamburger Auktionshauses Hauswedell & Nolte mit bedeutenden Archivmaterialien.

Das renommierte Hamburger Auktionshaus Hauswedell & Nolte, das nach 88 Jahren und insgesamt 466 Versteigerungen im Jahr 2015 den Betrieb einstellte, besitzt eine bedeutende Geschichte in der Kunstmarktlandschaft. Der Hammer des Auktionshauses ist inzwischen im Kölner Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, auch bekannt als ZADIK, ausgestellt. Diese Institution ist der neue Standort für das umfangreiche Archiv des Hauses, welches 2016 in 500 Umzugskartons übergeben wurde. Das Archiv stellt den größten Bestand im ZADIK dar und umfasst wertvolle Dokumente und Nachweise zu den Auktionsgeschäften über Jahrzehnte.

In der aktuellen Ausstellung „Der Weg zur Kunst“ im ZADIK werden Originalschriftstücke, Faksimiles und Fotografien aus diesem Archiv präsentiert. Die Schau, die bis zum 28. September zu sehen ist, beleuchtet nicht nur die Geschichte des Auktionshauses, sondern auch die Relevanz des Archivs für die Provenienzforschung und die gesellschaftspolitischen Dimensionen des Kunstmarktes. Ein Symposium zu diesem Thema findet am 10. und 11. März statt.

Die Entstehung des Auktionshauses

Hauswedell & Nolte wurde 1927 von dem Verleger Ernst Hauswedell gegründet, ursprünglich als Buch-Club. Bereits 1930 fand die erste Auktion statt. Ab 1935 erweiterte das Unternehmen sein Angebot um Antiquitäten, Grafiken und Ostasiatika. Die Beiträge von Ernst Nolte, der 1963 in die Firma eintrat und 1977 die alleinige Leitung übernahm, sowie von Gabriele Braun-Nolte, die 1967 als Assistentin begann und das Auktionshaus durch ihre sorgfältige Katalogisierung prägte, zeugen von der Dynamik des Unternehmens.

Die Institution setzte in den 1970er Jahren Maßstäbe, als sie die ersten Zuschläge über eine Million Mark nach dem Zweiten Weltkrieg für Werke von Tilman Riemenschneider verzeichnen konnte. Zudem wurde sie zum Marktführer für Kunst der Moderne in Deutschland, indem sie auch Pop-Art und Werke der Künstlergruppe ZERO anbot. 1990 fand die erste Auktion für moderne und zeitgenössische Kunst statt.

Die Bedeutung des Archivs

Das Archiv von Hauswedell & Nolte ist nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht von Bedeutung, sondern auch für die soziologische Netzwerkforschung. Auktionsveranstaltungen, die zunehmend gesellschaftliche Ereignisse wurden, sind ein Bestandteil der Forschungsbotschaft. Die Digitalisierung des Archivs hat es ermöglicht, einen Bestand von 466.000 Losen zu schaffen, die häufig konsultiert werden. 80 Prozent der Anfragen können aus diesen Materialien beantwortet werden, darunter auch solche zur Provenienz von Kunstwerken.

Ein zentrales Anliegen der Provenienzforschung ist die Unterscheidung zwischen NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern und Arbeiten mit unproblematischer Herkunft. In diesem Kontext wird das Modul Provenienzforschung an der Freien Universität Berlin, das seit 2011 angeboten wird, als wertvolle Bildungsressource angesehen. Es beschäftigt sich mit den Grundlagen der Provenienzbestimmung, der Dokumentation und der historischen Verantwortung in Kunstfragen, insbesondere im Hinblick auf NS-Raubkunst.

Die Kataloge, die im Rahmen der Auktionen von Hauswedell & Nolte erstellt wurden, sind für ihre wissenschaftliche Katalogisierung bekannt. Sie sind Teil des DFG-Projekts „German Sales 1930-1945. Art Works, Art Markets, and Cultural Policy“, welches Kataloge bis 1945 online zugänglich macht und somit einen Beitrag zur Dokumentation der Kunstmarktentwicklung leistet. Die künftige Verfügbarkeit der Kataloge bis 1992 steht auch im Fokus der Kooperation zwischen dem ZADIK und Heidelberg.

Somit zeigt die Ausstellung „Der Weg zur Kunst“, wie tief die Wurzeln des Auktionshauses in der Kunstgeschichte verankert sind und welche Relevanz diese für die gesellschaftlichen und kulturellen Diskurse der Gegenwart hat.

Für weitere Informationen zu den Themen Provenienzforschung und die historischen Hintergründe bietet die FAZ detaillierte Einblicke. Auch das arthistoricum.net dokumentiert die Historie des Hauses umfassend und ergänzt die Diskussion über die Relevanz des Archivmaterials. Die Freie Universität Berlin bietet schließlich wertvolle Ressourcen zur Weiterbildung in der Provenienzforschung und deren Bedeutung in der heutigen Zeit.

Referenz 1
www.faz.net
Referenz 2
www.arthistoricum.net
Referenz 3
www.geschkult.fu-berlin.de
Quellen gesamt
Web: 4Social: 169Foren: 17