
Am 29. Januar 2025 hat der Landtag von Baden-Württemberg eine umfassende Bildungsreform beschlossen, die die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) gesetzlich verankert. Die neuen Regelungen sollen ab dem Schuljahr 2025/2026 in Kraft treten und beinhalten eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungslandschaft im Land. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Förderung von Kindern mit Sprachproblemen gelegt. Diese Reform wurde mit den Stimmen der grün-schwarzen Koalition verabschiedet, während die Opposition, bestehend aus SPD, FDP und AfD, vehement dagegen stimmte. Kultusministerin Theresa Schopper bezeichnete die Reformen als entscheidenden Schritt zur Entkopplung des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft.ZVW berichtet.
Ein zentrales Element der Reform ist die Einführung einer verbindlicheren Grundschulempfehlung. Ein neuer Kompetenztest am Ende der vierten Klasse soll dazu beitragen, die geeignete Schulart für die Kinder zu bestimmen. Die Rückkehr zum G9 beginnt in den Klassen fünf und sechs und soll durch die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses begleitet werden. Dies ist eine weitreichende Änderung, da der Werkrealschulabschluss vor 15 Jahren eingeführt wurde und in der Vergangenheit viele Standorte schließen musste. Während die Reformen positive Resonanz in der Regierungskoalition finden, wird die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses von der Opposition als problematisch angesehen.Staatsanzeiger informiert.
Fokus auf Sprachförderung
Ein millionenschweres Paket zur Sprachförderung wird in die Bildungsreform integriert. So ist eine verbindliche Sprachförderung für Kinder mit Sprachproblemen geplant. Diese Kinder sollen in speziellen Juniorklassen auf die Grundschule vorbereitet werden. Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird der flächendeckende Ausbau von 832 Standorten für diese Klassen bis 2028/2029 realisiert. Zusätzlich wird das Programm „SprachFit“ ab dem Schuljahr 2024/2025 eingeführt, um bereits vor der Einschulung intensives Sprachtraining für Kinder in Notlage anzubieten. Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, dass jedes Kind am Ende der Grundschulzeit die Basiskompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen beherrscht.Der Land Baden-Württemberg erläutert.
In der Diskussion um die Reformen fordert die SPD eine Bestandsgarantie für Realschulen und signalisiert Kompromissbereitschaft, während die FDP die gesamte Umsetzung der Grundschulempfehlung scharf kritisiert hat. Die Grüne und CDU-Koalition will die Reformen als Teil eines umfassenden Bildungspakets umsetzen, welches auch die Stärkung der Demokratie- und Medienbildung sowie die Integration neuer Fächer, wie etwa Informatik und Künstliche Intelligenz, umfasst. Diese Themen sind in den aktuellen Lehrplänen aller weiterführenden Schulen vorgesehen.
Schulstruktur und individuelle Förderung
Die Reform zielt auch auf eine Verkürzung der Orientierungsphase an Realschulen um ein Jahr und sieht zudem eine verstärkte individuelle Förderung an Gemeinschaftsschulen vor. Diese Schulen sollen zwei zusätzliche Wochenstunden für individuelles Coaching pro Zug erhalten. Damit soll den unterschiedlichen Lernniveaus der Schülerinnen und Schüler Rechnung getragen werden. Kultusministerin Schopper versicherte, dass bei der Umsetzung der Reform kein finanzieller Mehraufwand entstehen soll, was sowohl von den Befürwortern als auch von den Kritikern als herausfordernd angesehen wird.
Die nächsten Schritte in diesem Prozess umfassen Gespräche über eine mögliche Bildungsallianz, die am Donnerstag in Bebenhausen stattfinden sollen. Eine Einigung zur Sprachförderung wurde bereits erzielt, was darauf hinweist, dass sich die politischen Akteure weiterhin intensiv mit den Herausforderungen des Bildungssystems auseinandersetzen.