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Nach Brand in Riedlingen: Anwohnerin kämpft mit Schlaflosigkeit und Angst

Zehn Tage nach dem Brand in der Riedlinger Altstadt kämpfen Anwohner mit Schlafproblemen und Angst. Psychologen erläutern die Folgen traumatischer Erlebnisse und die Notwendigkeit von Unterstützung.

Zehn Tage nach dem verheerenden Brand in der Altstadt von Riedlingen bleibt das Ereignis ein zentrales Thema in der Gemeinde. Die Anwohnerin, die den Brand miterlebte, schildert ihre panischen Erlebnisse und die emotionale Belastung, die sie seitdem erlebt. An dem Abend des Brandes war die 26-Jährige mit ihrem Freund beim Essen, als sie dichten Rauch über den Dächern der Altstadt bemerkten. Unmittelbar eilten sie zur Stelle, wo bereits die Feuerwehr auf dem Gelände war und die Lage sondierte. Das Feuer brach im Haus gegenüber ihrer Wohnung aus, und nur eine schmale Gasse trennte die beiden von den Flammen.

Die Anwohnerin und ihr Freund schlossen sofort alle Fenster und beobachteten die dramatischen Szenen, darunter einen Menschen, der ins Sprungtuch der Feuerwehr sprang. Doch die darauf folgende Nacht war für das Paar schlaflos. Gedanken an die Ereignisse, insbesondere die Angst, den Ofen im Restaurant nicht ausgemacht zu haben, trugen zu ihren Schlafproblemen bei. Sarah Seidl, Professorin für Psychologie, weist darauf hin, dass traumatische Erlebnisse unterschiedlich verarbeitet werden. Sie erklärt, dass einige Menschen akuten Belastungsreaktionen ausgesetzt sind, während andere unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) leiden können.

Psychische Belastungen nach dem Brand

Die Symptome einer akuten Belastungsreaktion, wie Schock, Orientierungslosigkeit und Alpträume, können die betroffenen Personen stark beeinträchtigen. Professorin Seidl betont die Wichtigkeit, auf Anzeichen wie Schlafprobleme und Reizbarkeit zu achten und frühzeitig psychologische Unterstützung zu suchen. Unter den Anwohnern gibt es verschiedene Reaktionen: Einige ziehen sich zurück, während andere eine Art Hyperaktivität zeigen.

Die Unterstützung für die betroffenen Anwohner kann durch professionelle Hilfe und Kriseninterventionsteams ebenso erfolgen wie durch Angehörige und Freunde. Auch Gedenkveranstaltungen werden als wichtig erachtet, um die Gemeinschaft bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen. An dieser Stelle ist es erwähnenswert, dass das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit etwa 150 Stunden Einsatz und mehreren Rettungsfahrzeugen sowie Notärzten vor Ort war. Der Einsatz wurde als außergewöhnlich beschrieben, da ein Massenanfall von Verletzten (MANV) ausgerufen wurde.

Berufliche Anerkennung von PTBS

Im Kontext der psychischen Belastungen ist es wichtig zu erwähnen, dass das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel erstmals eine psychische Erkrankung, konkret PTBS, als Berufskrankheit anerkannt hat. Diese Entscheidung könnte auch Auswirkungen auf Rettungssanitäter haben, die in belastenden Situationen, wie bei dem Brand in Riedlingen, tätig sind. Ein Rettungssanitäter aus dem Landkreis Esslingen hatte auf mehrere belastende Einsätze verwiesen, die zu seiner PTBS führten. Laut Gutachten ist das Risiko, dass Rettungssanitäter PTBS erleiden, fast siebenfach erhöht.

Das BSG stützte seine Entscheidung auf internationale Diagnoseschlüssel und stellte fest, dass PTBS häufig nach belastenden Ereignissen auftritt. Damit wird der Ursachenzusammenhang als ausreichend belegt angesehen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob alle durch traumatische Ereignisse Betroffenen die notwendige Unterstützung erhalten. In den letzten Jahren hat sich die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), insbesondere für Feuerwehrleute, etabliert, um die Mentalität der Einsatzkräfte zu stärken und zu unterstützen.

Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)

Die PSNV hat sich seit dem Flugschau-Unglück in Ramstein 1988 weiterentwickelt und unterteilt sich in zwei Bereiche: die Betreuung von Betroffenen (PSNV-B) sowie die Unterstützung der Einsatzkräfte selbst (PSNV-E). Angesichts der psychischen Belastungen, die Feuerwehrleute häufig erleben, ist eine zeitnahe Unterstützung und offene Diskurse nach Einsätzen von großer Bedeutung, um langfristige Beeinträchtigungen zu vermeiden.

PSNV-Teams übernehmen die Nachsorgegespräche und vermitteln an Psychotherapeuten. Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat 2020 einen Leitfaden zur PSNV veröffentlicht, der wichtige Maßnahmen beinhaltet, um den Einsatzkräften angemessene Unterstützung zu bieten.

Insgesamt zeigt sich, dass sowohl die Gemeinde als auch die Unterstützungsangebote an die psychischen Belastungen der Betroffenen anknüpfen müssen, um die Folgen solcher traumatisierenden Ereignisse adäquat zu verarbeiten.

Referenz 1
www.schwaebische.de
Referenz 2
www.aerzteblatt.de
Referenz 3
www.feuerwehr-ub.de
Quellen gesamt
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