
EnBW hat eine umfassende Bilanz für das Jahr 2024 gezogen und dabei tiefgreifende Themen in der Energieversorgung thematisiert. Der Vorstandsvorsitzende Georg Stamatelopoulos hebt die anhaltende Notwendigkeit politischer Korrekturen hervor, um die Energiepreise beherrschbar zu halten. In diesem Kontext schlägt er vor, den Bau von Freileitungen vor Erdkabeln zu priorisieren, was langfristig zur Senkung der Produktionskosten beitragen könnte. Angesichts der aktuellen Marktentwicklungen erwartet EnBW stabile bis leicht sinkende Strompreise für die Kunden.
Das Unternehmen hat bereits 2024 die Strompreise um etwa 1,6 Prozent gesenkt. Stamatelopoulos fordert zudem eine intelligente und bedarfsgerechte Umgestaltung des Energiesystems, um die Versorgungsicherheit zu gewährleisten. Momentan sind bundesweit drei Gigawatt neue Kraftwerke im Bau, wobei die Hälfte davon auf EnBW entfällt. Um ihre ambitionierten Pläne umzusetzen, plant das Unternehmen Investitionen von mindestens 40 Milliarden Euro bis 2030, mit einem Schwerpunkt auf den Netzausbau.
Finanzielle Entwicklungen und Herausforderungen
Die finanziellen Eckdaten von EnBW fallen jedoch gemischt aus. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank 2024 auf 4,9 Milliarden Euro, ein Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr liegt zwischen 4,8 und 5,3 Milliarden Euro. Finanzvorstand Thomas Kusterer unterstreicht die Bedeutung stabiler regulatorischer Rahmenbedingungen, um den Zugang zum Kapitalmarkt zu sichern. Im Mai wird eine Hauptversammlung abgehalten, bei der eine Kapitalerhöhung von rund drei Milliarden Euro in Planung ist.
Aktuell hält das Land Baden-Württemberg zusammen mit der OEW fast 47 Prozent der Anteile an EnBW. Trotz der Herausforderungen konnte das Unternehmen die Anzahl der Beschäftigten auf etwa 30.400 erhöhen, was einer Steigerung von sechs Prozent entspricht. Dies geschieht in einem Umfeld, in dem der bereinigte Konzernüberschuss um fast 46 Prozent auf etwa 1,5 Milliarden Euro gesunken ist.
Eine positive Entwicklung stellt jedoch die zunehmende Verbreitung erneuerbarer Energien dar. Diese machen nunmehr 59 Prozent der installierten Erzeugungskapazität aus. EnBW hat das Ziel, über 50 Prozent bis 2025 zu erreichen, bereits ein Jahr früher verwirklicht. Der CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung konnte um 15 Prozent innerhalb eines Jahres reduziert werden, was die Fortschritte in der Klimapolitik unterstreicht.
Aktuelle Trends in der Energieversorgung
Die Herausforderung im deutschen Energiesektor bleibt jedoch die strukturelle Dynamik in Bereichen wie Verkehr, Gebäude und Industrie. Laut der Analyse von Agora Energiewende sind parteipolitische Gräben zu überwinden, um die Klimaziele effizient zu erreichen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Bundestagswahl im Februar 2025 von Bedeutung, die als Gelegenheit dient, energie- und klimapolitische Prioritäten klarer zu definieren.
Deutschland hat eine bemerkenswerte Transformation durchgemacht; 2023 wurde über 50 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. Dieser Fortschritt führt dazu, dass der Anteil der Kohleverstromung stark gesunken ist. Zudem ist die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung im Vergleich zum Vorjahr um 31,3 Prozent gestiegen, was die Abkehr von fossilen Brennstoffen vorantreibt.
Deutschland ist nicht länger auf teuren Stromimport aus dem Ausland angewiesen. Vielmehr kann der heimisch erzeugte Strom exportiert werden, wenn er in Nachbarländern günstiger ist. Der physikalische Austausch von Strom erfolgt grenzüberschreitend mit elf Nachbarländern und steigert sowohl die Versorgungssicherheit als auch den Wettbewerb auf dem Markt. Die Bundesregierung betont, dass zum Beispiel die Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke nicht zu einem Anstieg der Großhandelspreise geführt hat.
Insgesamt zeigt der Energiesektor Fortschritte, jedoch bleibt die politische Handlungsfähigkeit eine zentrale Voraussetzung für die weitere Entwicklung im Einklang mit den klimapolitischen Zielen.