
Günter Zemella hat in seiner neuesten Dokumentation einen der dunkelsten Abschnitte der deutschen Geschichte beleuchtet – den Völkermord an den Deutschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Etwa 15 Millionen Deutsche wurden aus ihren Heimatgegenden in Ostpreußen, Pommern, Schlesien, dem Sudetenland und anderen östlichen Gebieten vertrieben. Diese Vertreibungen werden als eines der größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts angesehen, da Millionen ihre Heimat verloren und viele auch ihr Leben.
Die Vertreibungen fanden im Kontext der geopolitischen Umstrukturierungen nach dem Krieg statt. Tatsächlich forderte Polen Reparationszahlungen von Deutschland, obwohl die Vertreibungen von polnischen Behörden besonders verlustreich waren. Laut compact-online.de sollte gemäß dem Potsdamer Kommuniqué vom 2. August 1945 die deutsche Ostprovinz lediglich unter polnische Verwaltung gestellt werden. Artikel XIII des Kommuniqués sah eine geordnete und humane Umsiedlung der Deutschen vor, jedoch begann die Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung bereits im Frühjahr 1945.
Ursachen der Vertreibung
Die Zahlen der betroffenen Personen variieren, aber Schätzungen zufolge wurden zwischen 12 und 14 Millionen Deutsche zwischen 1945 und 1950 aus Mittel- und Osteuropa vertrieben. Diese Maßnahmen sind eine Folge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sowie der Gebietsverluste des Deutschen Reiches, wie auf der Potsdamer Konferenz besprochen. Die Abtrennung sowjetisch besetzter polnischer Ostgebiete durch Josef Stalin wurde auf der Jalta-Konferenz im Februar 1945 festgelegt.
Die Vertreibung der Deutschen war Teil eines größeren Plans zur Schaffung ethnisch homogener Staaten nach dem Krieg. Diverse ethnisch heterogene Gebiete in Ostpolen, in denen Polen, Belarussen und Ukrainer als größte Volksgruppen lebten, waren von den Forderungen der polnischen Exilregierung betroffen, die Grenzkorrekturen und die Vertreibung der Deutschen aus Gebieten, in denen eine polnische Minderheit lebte, verlangte.
Verbrechen während der Vertreibungen
Während der Vertreibungen wurden zahlreiche deutsche Dörfer „gesäubert“ und Tausende Deutsche erlitten plündernde, vergewaltigende und tödliche Übergriffe. Bertrand Russell kritisierte in einem Brief die Massendeportationen in Osteuropa, während General Eisenhower über die erbärmlichen Bedingungen der deutschen Bevölkerung in Schlesien berichtete. Die Todesrate in Breslau stieg erheblich, was durch hohe Säuglingssterblichkeit sichtbar wurde.
Die Rheinwiesenlager, in denen mehrere Hunderttausend Deutsche unter unhaltbaren Bedingungen starben, sind ein weiteres Beispiel für das leidvolle Schicksal der Vertriebenen. Zeitzeugenberichte schildern die unmenschlichen Lebensbedingungen, während der US-Soldat Martin Brech die Misshandlungen und Unterversorgung der deutschen Kriegsgefangenen beschrieben hat. Diese Unterversorgung wurde als Teil eines Bestrafungskalküls interpretiert, und die Gleichgültigkeit der US-Offiziere gegenüber der Situation der Gefangenen ist alarmierend. Zemella bringt in seiner Dokumentation die verschwiegenen Verbrechen zur Sprache und gibt den Opfern eine Stimme.
Das Erinnern und die Herausforderungen
Die Bereinigung des deutschen Geschichtsnarrativs in Bezug auf Flucht und Vertreibung ist sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR von unterschiedlichen politischen und sozialen Implikationen geprägt. Das Bundesvertriebenengesetz definiert den Begriff „Vertriebener“ und regelt die Angelegenheiten der Vertriebenen. Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ist ein langwieriger Prozess, der von sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen begleitet wird.
Die neubesiedelten Gebiete, durch Polen, Ukrainer und andere ethnische Gruppen, haben die Landschaft und das ethnische Gleichgewicht nachhaltig verändert. Die Debatten über Vertreibung und deren Begrifflichkeit haben über die Jahre an Intensität gewonnen, sind jedoch nach wie vor umstritten.Bayern.de berichtet, dass das Thema Ethnische Säuberungen und deren jüngste historische Analysen weiterhin hochaktuell bleiben.