Polen

Rückgabe persönlicher Schätze: Arolsen Archives sucht nach Opfern des NS-Regimes

Die Arolsen Archives widmen sich der Rückgabe persönlicher Gegenstände von NS-Opfern. Erfahren Sie, wie Forscher und Ehrenamtliche verlorene Geschichten wiederentdecken und Angehörige kontaktieren.

Die Arolsen Archives, ein zentrales Archiv für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verfolgung, widmet sich derzeit intensiv der Rückgabe persönlicher Gegenstände von NS-Opfern. Diese Rückgaben sind nicht nur eine humanitäre Geste, sondern auch ein wichtiger Teil der Arbeit der Direktorin Floriane Azouly, die den emotionalen Wert dieser Gegenstände für die Angehörigen hervorhebt. Der unmittelbare Bezug zu den Opfern stellt sicher, dass die Erinnerungen an die Verfolgung lebendig gehalten werden.

Eine besonders bewegende Geschichte betrifft den jungen Polen Henryk Jatkiewicz, der 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz verschleppt wurde. Seine persönlichen Besitztümer – eine Taschenuhr, ein Ehering und ein Siegelring – wurden von den Nazis abgenommen und in einem Umschlag aufbewahrt, der später ins KZ Neuengamme geschickt wurde. Leider verlieren sich Jatkiewiczs Spuren nach seiner Ankunft in Deutschland; einzig Geburtsdatum und Name sind bekannt. Rechercheuren wie Malgorzata Przybyla und die ehrenamtliche Manuela Golc setzen sich dafür ein, Jatkiewiczs Familie zu finden.

Die Suche nach den Angehörigen

Bei der fachgerechten Recherche greifen die Mitarbeiter der Arolsen Archives oft auf Zettel auf polnischen Friedhöfen zurück, um die Angehörigen der Opfer zu kontaktieren. Bei Jatkiewicz fand Przybyla einen Hinweis auf einen Fehler im Namen, was zu seinem tatsächlichen Namen Jałkiewicz führte. Golc entdeckte schließlich das Grab von Jałkiewiczs Bruder und hinterließ dort eine Nachricht für mögliche Angehörige.

Der emotionalen Rückgabe von Gegenständen stehen zahlreiche Herausforderungen gegenüber. Das Archiv umfasst über 30 Millionen Dokumente und etwa 2.000 persönliche Gegenstände, die bis heute nicht zurückgegeben wurden. Auch Agnieszka Bochenska hat eine bewegende Geschichte zu erzählen. Vor drei Jahren erhielt sie die persönlichen Gegenstände ihres Großvaters zurück, der ebenfalls in Auschwitz war. Bochenska hatte mit der Erforschung der Geschichte ihres Großvaters begonnen, der Teil eines polnischen Untergrundnetzwerks war und kurz vor Kriegsende starb.

Sensible Daten im Online-Archiv

Um jene Geschichte zu bewahren, betreiben die Arolsen Archives ein umfangreiches Online-Archiv. Die Nutzung dieses Archivs unterliegt jedoch speziellen Bedingungen, die vom Internationalen Ausschuss festgelegt wurden. Diese Bedingungen weichen von nationalen Archivgesetzen ab und betreffen sensible Daten über die Opfer. Dazu zählen Informationen über Religionszugehörigkeit, Herkunft und Mitgliedschaften sowie Gesundheitszustände. Nutzer sind für die Einhaltung der Datenschutzrechte verantwortlich und müssen sicherstellen, dass die Interessen anderer betroffener Personen gewahrt werden.

Das Archiv erkennt die Bedeutung dieser personenbezogenen Informationen an und bietet Angehörigen von Verfolgungsopfern die Möglichkeit, sich zu melden, sofern sie der Veröffentlichung bestimmter Daten nicht zustimmen möchten. Die Arolsen Archives betonen, dass sie keine Verantwortung für Publikationen aus der Nutzung ihrer Sammlungen übernehmen.

Stempelsystem der Archivdokumente

Ein interessanter Aspekt der Arolsen Archives sind die Dokumente, die über zwei Stempel verfügen. Der I.T.S. Foto-Stempel sowie der Carded-Stempel stammen aus der Nachkriegszeit. Der erste zeigt an, dass ein Dokument erfasst wurde, während der Carded-Stempel auf eine Aufnahme in die Zentrale Namenkartei hinweist. Dies geschieht durch das „Verkarten“ der betroffenen Personen, eine Methode, die aus der englischen Sprache abgeleitet wurde.

Die Arolsen Archives sind somit mehr als nur ein Archiv. Sie sind ein lebendiger Ort des Gedenkens, der Versöhnung und der Aufarbeitung einer dunklen Vergangenheit, die für die Nachwelt nicht in Vergessenheit geraten darf. Die Arbeit hier ist ein kontinuierlicher Prozess, der Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellt und das individuelle Schicksal jedes Opfers würdigt.

Für weitere Informationen über die Arbeit der Arolsen Archives können Sie die folgenden Links besuchen: Tagesschau, Arolsen Archives – Online Archiv, und Arolsen Archives – Anfragen.

Referenz 1
www.tagesschau.de
Referenz 2
arolsen-archives.org
Referenz 3
arolsen-archives.org
Quellen gesamt
Web: 7Social: 139Foren: 40