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Massaker in Syrien: Alawiten unter Beschuss – Wer hält sie auf?

Am 9. März 2025 eskalieren Kämpfe in Syrien unter dem neuen Regime gegen Alawiten. Berichte über Massaker und Fluchtbewegungen verdeutlichen das besorgniserregende Ausmaß der Gewalt.

In Syrien brodelt es an vielen Fronten. Mit dem Ende des Assad-Regimes am 8. Dezember 2024 hat sich die Lage für die alawitische Bevölkerung dramatisch verschärft. Ein „Militärrat zur Befreiung Syriens“ hat kürzlich heftige Kämpfe gegen die Truppen des neuen Regimes von Ahmed al-Scharaa aufgenommen, ehemaliger Al-Kaida-Chef und IS-Mitglied. Die alawitische Zivilbevölkerung, die von den radikalen sunnitischen Islamisten als „Terroristen“ bezeichnet wird, ist dabei besonders gefährdet. Schätzungen zufolge wurden bereits mehrere tausend alawitische Zivilisten getötet, während islamistische Milizen zur Niederschlagung des Alawitenaufstands aufrufen.

Die Situation ist besonders besorgniserregend in den Hochburgen des Aufstands, wie Latakia und Tartus. Diese Städte sind erneut unter Kontrolle der Regierungstruppen geraten, was den Rückzug vieler alawitischer Kämpfer in schwer zugängliche Bergregionen nach sich zog. Diese führen fortan Partisanenkämpfe gegen die übermächtigen islamistischen Kräfte, die teilweise durch die Türkei unterstützt werden.

Systematische Gewalt gegen Alawiten

Laut Berichten von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), die ihren Sitz in Großbritannien hat, kommt es täglich zu gewalttätigen Vorfällen gegen Alawiten. Erst jüngst wurden in Dschabla, Nord-Syrien, verstärkten militärischen Aktivitäten registriert, wobei die syrische Übergangsregierung eine bewaffnete Truppe in rund 100 Pickups in die Region entsandte. Ihre Aufgabe ist es, Ordnung zu schaffen und hochrangige Mitglieder des Assad-Regimes zu verhaften. Doch insgesamt agiert die Übergangsregierung in vielen Gebieten in Syrien ineffektiv und hat Schwierigkeiten, das Land flächendeckend zu kontrollieren.

Die alawitische Gemeinschaft, die etwa 10-13% der syrischen Bevölkerung ausmacht, sieht sich nicht nur der Gewalt der radikalen Sunniten ausgesetzt, sondern auch einem gespaltenen Verhältnis zu den neuen Machthabern. Viele Alawiten, die das Assad-Regime unterstützt haben, werden für die Gräueltaten des Regimes verantwortlich gemacht. Die täglichen Berichte über Übergriffe gegen Alawiten verstärken die Unsicherheit in den von Alawiten dominierten Regionen, die in der vergangenen Woche viele Fluchtbewegungen in Richtung des russischen Militärstützpunkts Khmeimim erlebten. Rund 1000 Alawiten haben dort Zuflucht gesucht.

Internationale Reaktionen und Ausblick

Die EU hat als Reaktion auf die Entwicklungen in Syrien ihre Sanktionen gegen das neue Regime ausgesetzt, in der Hoffnung, dass durch die Absetzung von Bashar al-Assad ein demokratischer Übergang stattfindet. Dennoch kritisieren Beobachter die Verdrehung von Täter und Opfer in den Berichten und die anhaltende Gewalt gegen die Alawiten. In den letzten Berichten wurden allein in Homs ca. 650 Personen verhaftet, mit dem Vorwurf, sie seien ehemalige Funktionsträger des Assad-Regimes, von denen inzwischen viele wieder freigelassen wurden.

Der Artikel „Syriens brüchiger Frieden“ aus der COMPACT-Februar-Ausgabe sagt weitere Kämpfe nach dem Ende der Assad-Ära voraus. In Anbetracht der aktuellen Gewaltspirale und der Zunahme der militärischen Aktivitäten ist die Lage in Syrien weiterhin äußerst volatil und gefährlich.

Referenz 1
www.compact-online.de
Referenz 3
www.dw.com
Quellen gesamt
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