
Die Automobilindustrie sieht sich derzeit einem beispiellosen Wandel und Herausforderungen gegenüber, insbesondere durch das langsame Vorankommen im Bereich der Elektromobilität. Aktuell stehen Entscheidungsprozesse bei ZF Friedrichshafen im Fokus, die weitreichende Folgen für die Branche haben könnten. Der Zulieferer prüft die Abspaltung seiner Kernsparte „E-Division“, die sich mit elektrischen, konventionellen und hybriden Antrieben befasst und mehr als 32.000 Mitarbeiter beschäftigt. Diese potenzielle Abspaltung ist ein direktes Resultat der Schwierigkeiten, mit denen die Branche konfrontiert ist, darunter hohe Kosten, niedrige Margen in der traditionellen Getriebeproduktion und der verzögerte Wandel zur Elektromobilität, wie inFranken berichtet.
Ein entscheidender Punkt der Überlegungen von ZF ist, dass die „E-Division“ für einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro verantwortlich ist, was einem Viertel des gesamten Unternehmensumsatzes entspricht. Im Falle einer Abspaltung wären rund 20% der Arbeitsplätze des Unternehmens betroffen, darunter 5.700 Stellen in der „E-Division“ am Standort Schweinfurt, wo insgesamt 8.600 Mitarbeiter beschäftigt sind. Mit weiteren Standorten im Verbund Auerbach-Bayreuth-Regensburg-Nürnberg, die zusammen etwa 1.800 Servicemitarbeiter stellen, könnte die Abspaltung auch regionalewirtschaftliche Konsequenzen haben.
Zukunftsaussichten und strategische Überlegungen
Die Marktbedingungen für E-Mobilität entwickeln sich nicht wie erhofft. Daher forscht ZF nach strategischen Kooperationen und Partnerschaften, um künftiges profitables Wachstum zu ermöglichen. Interessenten für die „E-Division“ könnten Unternehmen wie Hyundai und Foxconn sein, was darauf hindeutet, dass auch große, international tätige Firmen Interesse an der Weiterentwicklung der elektrifizierten Antriebstechnologien haben.
Der Betriebsrat hat sich bisher nicht ausdrücklich zu den Berichten über die potenzielle Abspaltung geäußert. ZF hat bereits Maßnahmen ergriffen und die Arbeitszeiten in Schweinfurt von 35 auf 32,5 Stunden reduziert, um auf die gegenwärtigen Herausforderungen zu reagieren. Thomas Höhn von der IG Metall warnte, dass eine Abspaltung das Potenzial hat, die wirtschaftliche Stabilität der Stadt langfristig zu schwächen. Begleitend zu diesen Entwicklungen fordern Oberbürgermeister Sebastian Remelé und andere Bürgermeister bessere Bedingungen für Investitionen und einen Abbau bürokratischer Hürden, um Arbeitsplätze in der Industrie zu sichern und die Transformation aktiv voranzutreiben.
Herausforderungen in der Branche
Die Herausforderungen der Branche sind jedoch nicht isoliert. Generell sind internationale Automobilunternehmen mit den nachfolgenden Megatrends konfrontiert: Konnektivität, autonomes Fahren, Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Mobility-as-a-Service. Diese Trends erfordern radikale Anpassungen in den bestehenden Wertschöpfungsketten sowie die schnelle Integration digitaler Technologien und Softwarelösungen in die Fahrzeugproduktion, wie EY beschreibt. Die Umwandlung traditioneller Automobilhersteller von reinen Produktionsunternehmen zu Mobilitätsdienstleistern wird von der Notwendigkeit getrieben, innovative, softwaredefinierte Fahrzeuge zu schaffen, die den Bedürfnissen der Verbraucher besser gerecht werden.
Der Druck auf ZF und ähnliche Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und anzupassen, ist enorm. Die Fähigkeit, schnell und effizient auf die vorherrschenden Trends zu reagieren, könnte den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg in der sich rasant verändernden Automobilindustrie ausmachen. Einzigartige Lösungen und strategische Allianzen werden zunehmend notwendig, um den Weg für eine nachhaltige Zukunft der Mobilität zu ebnen.