
In Biberach wird die Erreichbarkeit von Hausarztpraxen, insbesondere für ältere Menschen, zunehmend zu einem drängenden Problem. Irmtraud Müller, eine betroffene Seniorin, schildert ihre Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme zu ihrem Hausarzt. Diese Situation wird von Dieter Eckhardt, dem Vorsitzenden des Stadtseniorenrats, bestätigt. Er betont, dass nicht nur ältere, sondern auch jüngere Menschen eine Herausforderung in der Erreichbarkeit ihrer Ärzte erleben.
Die Altersgruppe der Senioren ist in den letzten Jahren gewachsen und hat höhere Ansprüche an ihre Gesundheitsversorgung entwickelt. Ältere Patienten suchen oft nicht nur bei akuten Beschwerden, sondern auch zur Nachsorge und besuchen Praxen zunehmend. Trotz ihrer Bemühungen, Informationen zu Krankheiten über das Internet zu beschaffen, stehen sie häufig vor Schwierigkeiten, die medizinischen Informationen zu verstehen und es mangelt an barrierefreien Kommunikationswegen. Laut einer Umfrage erwartet eine Mehrheit der älteren Menschen eine verbesserte Erreichbarkeit ihrer Hausärzte, was in der aktuellen Situation nicht gegeben ist, wie schwaebische.de berichtet.
Ursachen der Schwierigkeiten
Dr. Christopher Maier, Hausarzt in Hochdorf und Vorsitzender der Kreisärzteschaft Biberach, äußert seine Sorgen über die zukünftige Entwicklung der hausärztlichen Versorgung. Viele Hausärzte gehen in den Ruhestand, während nicht genügend junge Mediziner nachkommen. Damit sind die Kapazitäten der Hausarztpraxen bereits erreicht oder sogar überschritten. Diese Situation wird verschärft durch den Mangel an Kinderärzten, was dazu führt, dass viele Kinder in Hausarztpraxen behandelt werden müssen.
Ein weiteres Problem bildet der Fachkräftemangel an den Rezeptionen, der die telefonische Erreichbarkeit der Praxen erschwert. Um auf die hohe Anzahl von Anrufen zu reagieren, nutzt Dr. Maier ein Callcenter, das täglich bis zu 400 Anrufe entgegennimmt. Außerdem führt seine Praxis ein intelligentes Anrufbeantwortersystem namens „Paula ein“, mit dem Anrufe priorisiert werden. Eine Online-Rezeption ermöglicht es zudem, Anliegen über einen Chat zu kommunizieren. Diese digitalen Lösungen sind Teil eines Trends, der im Gesundheitswesen an Fahrt gewinnt, wobei die über bpb.de berichtet wird.
Empfehlungen und Maßnahmen
Ärzte empfehlen Patienten, den Dringlichkeitsgrad ihrer Anliegen zu überdenken. Ein typisches Beispiel ist der Montagmorgen, der als ungünstig für Telefonate gilt, da in dieser Zeit die Anrufe sprunghaft ansteigen. Notdienste wie die Nummer 116117 stehen den Patienten außerhalb der regulären Sprechzeiten zur Verfügung. Die Praxen sind verpflichtet, zu bestimmten Zeiten erreichbar zu sein, was ebenfalls in der Diskussion um die Versorgungsqualität bedeutsam ist.
Dr. Maier legt großen Wert auf die persönliche Erreichbarkeit in der Praxis und plant Fortbildungsmaßnahmen für ältere Menschen, um diese bei der Kontaktaufnahme zu unterstützen. Auch die Kreisärzteschaft fördert Fortbildungen zur Anwendung digitaler Lösungen, um die Praxen zu entlasten. Diese Initiativen zeigen, dass man die Anliegen älterer Menschen ernst nimmt und auf ihre Bedürfnisse eingeht, was zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit beitragen könnte.
Im gesamten Gesundheitssektor wird ebenfalls immer häufiger ein sensibles Vorgehen im Umgang mit älteren Patienten gefordert. Diese verlangen nicht nur eine barrierefreie Ausstattung in Arztpraxen, sondern auch einen respektvollen und geduldigen Umgang, insbesondere wenn es um das Verständnis ihrer Behandlungsoptionen gehen muss. Die Herausforderungen, vor denen die Gesundheitsversorgung steht, sind vielfältig und erfordern ein Umdenken in der Kommunikation und der Versorgung älterer Menschen.