
In Baden-Baden wächst die Empörung über die Abberufung von Pfarrer Matthias Koffler. Viele Menschen versammeln sich vor der Bernharduskirche, um gegen seine Demission zu protestieren. Diese Demonstrationen haben ein neues Ausmaß erreicht und ziehen mehrere Hundert Teilnehmer an, die am Freitag an einer Mahnwache teilnahmen. Organisiert von Ehrenamtlichen der Gemeinde, darunter Karin Ziegler, umfasst die Mahnwache gemeinsames Gebet, Singen und Reden für Koffler.
Die Erzdiözese Freiburg hat offiziell erklärt, dass sie keine Zukunft für Koffler in Baden-Baden sieht, weshalb er eine neue Position innerhalb der Erzdiözese übernehmen soll, jedoch nicht in seiner aktuellen Gemeinde. Hintergrund der Abberufung sind Beschwerden einiger Gemeindemitglieder, die sich unter anderem auf sein Verhalten in der Gemeinde beziehen, wie etwa seine Vorliebe für das Joggen in Shorts oder seine bunten Turnschuhe. Diese Themen waren Teil einer kritischen Reaktion auf eine Faschingspredigt, die Koffler gehalten hatte.
Proteste und Gemeindereaktionen
Nach der Abberufung zeigte sich der Pfarrgemeinderat „geschockt“ und kritisierte das Vorgehen der Erzdiözese. Zehn der dreizehn Mitglieder legten aus Protest ihr Mandat nieder. In einer Videokonferenz zwischen der Erzdiözese und dem Vorstand des Pfarrgemeinderats war Koffler nicht anwesend. Es wurde betont, dass es keinen Anlass für Unzufriedenheit oder Kritik an Koffler gegeben habe. Die Mahnwache wird bis auf Weiteres jeden Freitag fortgesetzt.
Die Zeitumstellung, die in diesem Monat zum Frühlingsanfang wieder stattfand, scheint den Protestierten frischen Antrieb zu geben. Ähnlich geht es denjenigen, die sich mit den Herausforderungen der lokalen Gemeinschaften auseinandersetzen. Das Gelände der einst florierenden Forellenzucht in Baden-Baden bleibt ungenutzt, was für viele Anwohner eine ungewisse Zukunft birgt.
Historische Parallelen
Die Reaktionen auf die Abberufung von Pfarrer Koffler werfen zudem Fragen zu den Herausforderungen der Kirche auf. Historische Vergleiche mit staatlichem Druck, wie ihn etwa Kardinal Clemens August Graf von Galen während des Nationalsozialismus erlebte, sind nicht unberechtigt. Galen, bekannt für seinen Widerstand gegen die ermordenden Machenschaften der Nazis, hatte oft gegen die Euthanasie-Programme der Regierung gepredigt. Trotz widriger Umstände fanden seine Predigten Anklang und leisteten einem verhaltenen Protest gegen die Grausamkeiten der damaligen Zeit Vorschub.
Während Galens Mut anerkannt wird, muss angemerkt werden, dass die Kirche als Institution oft zögerlich war, klare Positionen zu beziehen. Vergleichbare Dynamiken finden sich auch heute in der Auseinandersetzung um die Rolle der Kirchenvertreter in der Gesellschaft. Der gescheiterte Dialog innerhalb der Erzdiözese und die Abberufung von Koffler verdeutlichen, wie empfindlich der Umgang mit kritischen Themen ist.
Bis die Zukunft für Pfarrer Koffler und die Reaktionen seiner Gemeinde klar sind, bleibt der Protest lebendig und bietet die Chance, die Stimmen der Gläubigen zu hören. Die anhaltenden Mahnwachen könnten als ein Zeichen für ein wachsendes Bewusstsein und eine Forderung nach Veränderungen innerhalb der Kirche gesehen werden.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen der Proteste in Baden-Baden, können Sie die Artikel auf bnn.de, swr.de und deutschlandfunk.de besuchen.