
In einem aktuellen Spitzengespräch unter der Leitung von Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, der Arbeits- und Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, wurde die zentrale Rolle gut ausgebildeter Fachkräfte für die wirtschaftliche Stabilität hervorgehoben. Besonders in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ist diese Thematik von großer Bedeutung. Hoffmeister-Kraut berichtete, dass in Baden-Württemberg die Bewerberzahl auf Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % gestiegen ist, was jedoch nur eine Teillösung für das Problem unbesetzter Stellen darstellt.
Für das Ausbildungsjahr 2024/25 wurde ein Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 1 % verzeichnet. Dennoch bleiben über 12.000 Ausbildungsstellen unbesetzt, und die Statistik zeigt alarmierende Verhältnisse: Auf 100 Ausbildungsplätze kommen lediglich 70 Bewerber. Die Ministerin forderte daher eine intensivere berufliche Orientierung für Schulabgänger, um mehr junge Menschen für die Berufsausbildung zu gewinnen und die Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung zu betonen.
Berufliche Orientierung und Ausbildungsbündnis
Das Ausbildungsbündnis in Baden-Württemberg setzt auf vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Orientierung. Dazu gehören unter anderem die Initiative Ausbildungsbotschafter, Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen sowie die Einbeziehung der Eltern in den Ausbildungsprozess. Praktikumswochen, die es Schülern ermöglichen, mehrere Tagespraktika in unterschiedlichen Unternehmen zu absolvieren, spielen ebenfalls eine Schlüsselrolle. Im Jahr 2024 fanden über 7.700 Praktika während dieser Wochen statt, was zeigt, wie wichtig praktische Erfahrungen für die Berufsfindung sind.
Um die Ausbildungsqualität zu fördern, wird erstmals ein Landesausbilderpreis für herausragende Ausbildungsleistungen ausgelobt. Am 19. Mai 2025 werden die Preisträger in Stuttgart bekannt gegeben. Dies unterstreicht die Absicht, hochwertige Ausbildung als entscheidende Grundlage für die Fachkräftesicherung zu etablieren. Sandra Boser, Staatssekretärin im Ministerium, betonte zudem die Notwendigkeit, Schüler in der Berufswahl zu unterstützen.
Initiativen und Programme zur Berufsorientierung
Auf nationaler Ebene wurde die Initiative Bildungsketten im Jahr 2010 ins Leben gerufen, um junge Menschen beim Einstieg in das Berufsleben zu unterstützen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Diese Initiative, die verschiedene Akteure wie das BMBF, BMAS sowie Schulen und Arbeitsagenturen vereint, verfolgt das Ziel einer systematischen Berufsorientierung. So werden Schülerinnen und Schüler bereits frühzeitig begleitet und erhalten individuelle Unterstützung, um ihre Schulabschlüsse zu erreichen und entsprechende Ausbildungsplätze zu finden.
Im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms (BOP) beispielsweise wird in der 7. Klasse eine Potenzialanalyse durchgeführt, gefolgt von praxisorientierten Tagen in der 8. Klasse. Hierbei steht die Entdeckung von Stärken und Interessen der Jugendlichen im Vordergrund. Weitere Angebote wie VerOnika up! und Berufenavi informieren über verschiedene Ausbildungsberufe und die Berücksichtigung von MINT- und sozialen Berufen. Auch spezifische Unterstützung für Jugendliche mit Migrationshintergrund wird durch Programme wie KAUSA und BOFplus geleistet.
Fachkräftesicherung im Wandel der Zeit
Das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) liefert wichtige Analysen zu den Arbeitsmarktströmen von Angebot und Nachfrage bis 2028. Laut den Prognosen werden in den nächsten Jahren insbesondere die Potenziale bei Frauen, Nicht-Deutschen und älteren Arbeitnehmern eine entscheidende Rolle spielen, um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Allerdings stellt der demografische Wandel eine erhebliche Herausforderung dar, da die Erwerbsbevölkerung insgesamt schrumpft.
Besonders auffällig ist, dass in den nächsten fünf Jahren etwa 618.000 Personen ohne Abschluss den Arbeitsmarkt betreten werden, während lediglich 396.000 Helferstellen zur Verfügung stehen. Diese Zahlen verdeutlichen das dringende Bedürfnis nach einer zielgerichteten beruflichen Orientierung und Ausbildung. Die digitalisierte Arbeitswelt erfordert außerdem neue Qualifikationen, auf die sich Bildungseinrichtungen und Unternehmen gleichermaßen einstellen müssen.