
Der Bodensee verzeichnet aktuell einen alarmierend niedrigen Wasserstand von 2,79 Metern in Konstanz. Dieser Wert liegt 15 cm unter dem langjährigen Durchschnitt von 2,94 Metern und ist 61 cm niedriger als im Vergleich zum Vorjahr. Fachleute, darunter der Wetterexperte Roland Roth, warnen, dass sich der Pegel dem absoluten Minimalwert von 2,41 Metern, der am 20. März 2023 gemessen wurde, gefährlich nähert. Hauptursache für den Rückgang des Wasserstands sind die anhaltende Trockenheit sowie die hohe Anzahl an Sonnenstunden in dieser Zeit. Der März 2023 gilt bereits als einer der sonnenscheinreichsten Märzmonate, was die Wasserzufuhr durch Schneeschmelze stark einschränkt, insbesondere in den Alpen, die einen wichtigen Wasserlieferanten für den Bodensee darstellen.
Die aktuelle Situation hat schwerwiegende ökologische Auswirkungen. Insbesondere im Untersee bestehen bereits große Risiken durch Sauerstoffarmut. Das Oberflächenwasser hat sich über den Winter nicht ausreichend abgekühlt, was eine regelmäßige Durchmischung des Gewässers seit 2018 behindert. Diese mangelnde Zirkulation führt dazu, dass die Sauerstoffvorräte im Tiefenwasser zur Neige gehen, was zu einer gefährlichen Sauerstoffkonzentration führen kann und das Risiko eines Fischsterbens im Untersee erhöht. Heinz Ehmann, ein Experte auf diesem Gebiet, äußert Bedenken, dass die Sauerstoffversorgung im Untersee bald nicht mehr gewährleistet sein könnte, was zudem die Wasserqualität beeinträchtigen könnte.
Ein besorgniserregender Zustand
Die Wassertemperaturen sind in den letzten Jahren gestiegen; die Temperatur betrug Anfang März 5,8 Grad bis 100 Meter Tiefe und 5,6 Grad bei 250 Metern. Dieser Temperaturunterschied reicht jedoch nicht zur Erzeugung einer vertikalen Zirkulation aus, was die kritische Situation im Bodensee weiter verschärft. In den letzten Jahrzehnten hat der Bodensee extreme Schwankungen im Wasserstand erlebt, wobei der niedrigste jemals gemessene Stand von 2,41 Metern am 20. März verzeichnet wurde. Diese extremen Werte stehen im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel, der zunehmend die physikalischen Dynamiken des Sees beeinflusst.
Der Klimawandel zeigt sich deutlich am Bodensee. Über einen Zeitraum von 27 Jahren, von 1990 bis 2017, stiegen Luft- und Wassertemperaturen um mehr als ein Grad im Vergleich zu den drei Jahrzehnten davor. Diese Erhöhung der Temperaturen begünstigt wärmetolerante Fischarten wie Karpfen, während kälteempfindliche Arten, darunter Felchen und Seeforellen, gefährdet sind. Zudem hat sich die Thermische Deckschicht im Frühling früher gebildet, was das Wachstum von Phytoplankton beeinflusst und somit das Nahrungsangebot für verschiedene Arten im See verändert.
Die Bedeutung des Bodensees
Der Bodensee ist nicht nur ein bedeutendes Ökosystem, sondern auch ein entscheidender Trinkwasserspeicher für Millionen von Menschen. Jährlich fließen etwa 11 Milliarden Kubikmeter Wasser in den See. Eine stabile Wasserqualität ist daher unverzichtbar für die Trinkwasserversorgung, auch außerhalb der Bodenseeregion. Obwohl bisher keine gravierenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Trinkwasserqualität festgestellt wurden, könnte die zukünftige Aufbereitung des Rohwassers komplizierter und kostspieliger werden. Befürchtungen, dass invasive Arten wie die Quagga-Muschel die Ansaugrohre zur Trinkwassergewinnung verstopfen könnten, sind ebenfalls ein ernstes Thema. Es besteht demnach ein großer Handlungsbedarf, um sowohl den Bodensee als auch die umliegenden Ökosysteme zu schützen und eine nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen zu gewährleisten.
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg setzt daher auf Monitoring und Forschungsprogramme, die bereits seit den 1960er Jahren laufen. Reinhaltemaßnahmen haben in der Vergangenheit zur Verbesserung der Wasserqualität beigetragen, jedoch stellt die gegenwärtige Trockensituation eine ernsthafte Herausforderung für die Region dar. Die Prognosen zeigen wenig Hoffnung auf baldigen Regen, was die Sorgen um die Wasserverfügbarkeit und die Gesundheit des Ökosystems weiter verstärkt.
Für detaillierte Informationen und weitere Updates zur Situation am Bodensee verweisen wir auf die Berichte von Schwäbische.de, SWR und Grüne-Landtag-BW.de.