
Aalen kämpft zunehmend mit einem Problem, das viele Städte betrifft: einer wachsenden Population von Krähen in der Innenstadt. Insbesondere in der Fußgängerzone übernachten die Vögel und hinterlassen eine erhebliche Menge an Kot. Der Vorsitzende des Innenstadtmarketingvereins Aalen City aktiv, Uli Riegel, beschreibt die Situation als besorgniserregend und berichtet von stark verschmutzten Sitzbänken und Fußgängerpflaster.
Guido Bretzger, der Vorsitzende der Aalener Nabu-Ortsgruppe, bestätigt den Anstieg der Krähenpopulation. Bei seiner Beobachtung identifizierte er sowohl Saatkrähen als auch Rabenkrähen, die sich vermehrt in Bereichen wie der Gartenstraße und dem St.-Johann-Friedhof aufhalten. Dennoch hat die Untere Naturschutzbehörde keine umfassenden Daten zur Krähenpopulation in Aalen oder der benachbarten Stadt Schwäbisch Gmünd.
Ein natürlicher Lebensraum?
Ein Grund für die hohe Zahl der Krähen im Winter könnte ein Zuwachs von Wintergästen sein. Krähen sind für ihre Anpassungsfähigkeit bekannt. Sie finden in urbanen Gebieten oft ein Überangebot an Nahrung, während geeignete Grünflächen als Lebensraum zunehmend begrenzt sind. Ihre Fähigkeit, sich an menschliche Lebensräume anzupassen, ist bemerkenswert; sie zeigen Geschicklichkeit und Dreistigkeit bei der Nahrungssuche, wie die Forschung von Dr. Oliver Krone vom Leibniz-Zentrum für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin zeigt. Dabei ist es nicht überraschend, dass Krähen seit 1976 unter Naturschutz stehen, was jegliche Maßnahmen zur Bejagung oder Vertreibung untersagt.
Uli Riegel denkt über alternative Abwehrmaßnahmen nach und erwägt, blinkende Lichter in Bäume zu hängen, um die Krähen abzuschrecken. Stadtsprecherin Karin Haisch hingegen betont, dass das Krähenproblem nicht schwerwiegend eingestuft wird.
Folgen für die Landwirtschaft
In der landwirtschaftlichen Gemeinschaft sind die Sorgen jedoch gravierender. Besonders die Saatkrähen verursachen massive Schäden auf den Feldern, die laut Hubert Kucher, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Ostalb-Heidenheim, bis zu 20.000 Euro betragen können. Der Landesbauernverband Baden-Württemberg fordert daher eine Herabstufung des Schutzstatus der Saatkrähe. Der Schutzstatus dieser Vogelart wird als nicht mehr tolerierbar erachtet, da die Schäden, die sie in der Landwirtschaft anrichten, kontinuierlich zunehmen. Der Verband unterstützt deswegen eine bayerische Initiative im Bundesrat zur Herabstufung der Saatkrähe, um sie in die Liste der jagdbaren Arten aufzunehmen.
Die Vergrämungsmaßnahmen, die häufig gegen diese Vögel eingesetzt werden, erweisen sich als weitgehend wirkungslos. Landwirte sehen sich nicht nur mit den finanziellen Verlusten durch Ernteverluste konfrontiert, sondern auch mit Qualitätseinbußen und den Kosten für erfolglose Abwehrmaßnahmen.
Zusammenfassend stehen Aalen und ihre Umgebung vor einer multifaktoriellen Herausforderung, die sowohl die urbanen Lebensräume als auch die landwirtschaftlichen Flächen betrifft. Das Management der Krähenpopulation bleibt eine komplexe Aufgabe.
Weitere Informationen finden Sie unter Schwäbische Post, Pirsch und Wissenschaftszeitung.