
Am Freitagnachmittag kam es in Selb, im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, zu einem bemerkenswerten Vorfall an einem unbeschrankten Bahnübergang. Ein 74-jähriger Autofahrer wollte den Übergang überqueren, als er plötzlich einen nahenden Regionalexpress bemerkte und versuchte, sein Fahrzeug rechtzeitig zu bremsen. Aufgrund der glatten Straße rutschte das Auto jedoch weiter nach vorn und berührte dabei minimal den Zug. Glücklicherweise gab es bei dem Unfall keine Verletzten. Der Zug, der kurz darauf zum Stehen kam, wurde von einem Notfallmanager der Bahn überprüft und konnte nach der Untersuchung weiterfahren. Die Bahnschienen wurden während der Überprüfung kurzfristig gesperrt, berichtete die Passauer Neue Presse.
Bahnübergänge, wie der in Selb, stellen eine besondere Gefahrenzone im Verkehr dar. Sie sind höhengleiche Kreuzungen von Straße und Schiene, die historisch für verkehrsarme Wege und Bahnlinien konzipiert wurden. Heute gibt es in Deutschland rund 13.624 Bahnübergänge im Netz der Deutschen Bahn AG (DB AG). Die Sicherheitsvorkehrungen an diesen Übergängen sind unterschiedlich, abhängig von der Schienenverkehrsgeschwindigkeit und dem Straßenverkehrsaufkommen. Während über 70 % der Bahnübergänge technisch gesichert sind, sind viele nichttechnisch gesichert und verlassen sich ausschließlich auf Sichtkontrollen und akustische Warnsignale, wie in einem umfassenden Bericht von Forschungsinformationssystem erläutert wird.
Sicherheitsmaßnahmen und Herausforderungen
Die Infrastruktur und Sicherheitsmaßnahmen an Bahnübergängen sind in der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) geregelt, die kontinuierlich überarbeitet werden, um den Sicherheitsstandards gerecht zu werden. Aufgrund der Bedeutung der Sicherheit an diesen Kreuzungspunkten gibt die DB AG jährlich hohe Beträge aus, um die Vorfälle zu minimieren. Im Zeitraum zwischen 2010 und 2020 sank die Anzahl der Bahnübergänge um 21 %, was auf ein Programm der Bundesregierung zur Beseitigung solcher Gefahrenstellen zurückzuführen ist. Trotz dieser Bemühungen bleibt das Fehlverhalten von Straßenverkehrsteilnehmern bei vielen Unfällen ein entscheidender Faktor.
Besonders an stark frequentierten Bahnübergängen sind zusätzliche Maßnahmen, wie halb- oder vollautomatische Schranken, oft erforderlich. Für schwach frequentierte Übergänge werden Anrufschranken eingesetzt, während an vielen anderen Bahnübergängen technische Ausstattungen zur Warnung des Verkehrs vorhanden sind. Der Einsatz dieser Systeme hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab, wobei die Kosten für den Umbau oder die Beseitigung solcher Kreuzungen in der Regel von Bahn, Bund und Straßenbaulastträgern getragen werden, wie Springer Link angibt.