
Am Samstagnachmittag kam es in einem neunstöckigen Mehrfamilienhaus in der Holsteiner Straße in Reinbek zu einem alarmierenden Vorfall: Polizei und Feuerwehr wurden wegen des Verdachts auf Asbeststaub im Treppenhaus gerufen. Nach dem Einsatz, der gegen 14 Uhr begann, wurde das Gebäude umgehend für alle Bewohner gesperrt. Diese konnten weder aus ihren Wohnungen heraus noch zurück ins Haus gelangen.
Die Feuerwehr informierte die Anwohner über die Gefahr und war mit Spezialkleidung sowie Atemschutz ausgestattet. Der Verdacht auf Asbeststaub könnte auf unsachgemäße Arbeiten im Gebäude zurückzuführen sein. Das Ordnungsamt wurde schnell informiert und veranlasste die Sperrung des Treppenhauses, bis eine Fachfirma mit der Sicherstellung und Reinigung beauftragt werden kann.
Gesundheitliche Risiken von Asbest
Asbest ist bekannt dafür, ein krebserregender Stoff zu sein, dessen gesundheitliche Auswirkungen oft erst Jahre nach der Exposition auftreten können. Laut dem Umweltbundesamt wurde Asbest in Deutschland bis Oktober 1993 verwendet, vor allem in Baumaterialien und Produkten wie Dachplatten und Putzen. Von 1950 bis 1990 wurden in Deutschland etwa 4,35 Millionen Tonnen Asbest importiert, mit 73 % dieser Menge, die für Asbest-Zementprodukte verwendet wurde. Die Gefahren bestehen vor allem darin, dass Asbestfasern in die Luft gelangen und eingeatmet werden können, was langfristig zu Krankheiten wie Asbestose, Lungenkrebs und Mesotheliom führen kann.
Der Vorfall in Reinbek ist nicht isoliert. Carsten Burckhardt, Bundesvorstand der IG Bau, warnt vor den Gefahren, die bei Sanierungs- und Umbauarbeiten in Altbauten entstehen können. Deutschland steht vor zwei entscheidenden Sanierungsjahrzehnten, in denen viele Gebäude modernisiert werden sollen. Schätzungen zufolge sind etwa 9,4 Millionen Wohnungen in Deutschland von Asbest betroffen. Dies betrifft nicht nur Bauarbeiter, sondern auch Heimwerker, die bei Renovierungsarbeiten unter Umständen ebenso Gefahr laufen, in Kontakt mit Asbest zu kommen.
Reaktionen und Präventionsmaßnahmen
Der Vorfall in Reinbek hat die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit gelenkt, dass mehr Transparenz über Asbestvorkommen in Gebäuden geschaffen wird. Die IG Bau fordert die Einführung eines Asbest-Gebäudepasses, der vor Baumaßnahmen Auskunft über potenzielle Risiken geben kann. Momentan sind in Deutschland nur 1.468 Aufsichtsbeamte für die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften zuständig, was der IG Bau als unzureichend erachtet – hierbei steht ein Kontrolleur 23.085 Beschäftigten gegenüber.
Zur Zeit sind bereits vier Bewohner, die sich zu diesem Zeitpunkt in ihren Wohnungen befanden, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und können das Gebäude nicht verlassen. Für drei Bewohner wurden bereits alternative Unterkünfte organisiert. Die Fachfirma, die mit der Reinigung des Treppenhauses beauftragt wurde, wird die Situation weiter untersuchen und die Proben des Staubs testen.
Die Einsatztätigkeiten der Feuerwehr endeten um kurz nach 17 Uhr. Nun bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse die Tests des verdächtigen Staubs bringen werden und welche weiteren Maßnahmen erforderlich sein werden, um die Sicherheit der Bewohner und der Nachbarschaft zu gewährleisten.
Für weitere Informationen zu Asbest und seinen Gefahren können die Materialien des Umweltbundesamts und der IG Bau konsultiert werden, die über die Risiken und den richtigen Umgang mit asbesthaltigen Materialien informieren.